Mit der Veröffentlichung der neuen „Siegener Beiträge“ Nr. 23/2018 betritt die Geschichtswerkstatt Siegen e.V. Neuland. Erstmalig in ihrer Vereinsgeschichte legen die Herausgeber Dr. Bernd D. Plaum, Siegens Stadtarchivar Ludwig Burwitz und Christian Brachthäuser ein zweites, reich bebildertes und gewohnt fundiertes Jahrbuch in einem Kalenderjahr vor.
Geschichtsinteressierte können sich diesmal über eine spannende Auswahl an Stationen und Akteure (nicht nur) regional bedeutsamer Ereignisse freuen, die die Jahresendungen 68 in den Fokus nehmen. 1568 markiert den Ausbruch des niederländischen Unabhängigkeitskampfes unter Wilhelm I. von Oranien. Der Burgenhistoriker Olaf Wagener M.A. beleuchtet die besondere Rolle des nassauischen Siegerlands für den „Achtzigjährigen Krieg“, der 1648 in der Unabhängigkeit der Niederlande münden sollte. Am 22. März 1868 vermachte der Sozialreformer Leonhard Gläser der Siegener Stadtverwaltung testamentarisch ein großes Vereinsgelände unter der Bedingung, die Grünanlage nebst den darauf befindlichen Immobilien und einer Bargeldsumme im Sinne des 1851 von ihm gegründeten Bürgervereins „Eintracht“ zu verwalten. Christian Brachthäuser zeichnet anhand neuer Quellen zum 150-jährigen Jubiläum kritisch die Entwicklung der Gläser-Stiftung und die vermeintliche Zweckerfüllung mit dem Bau der Siegerlandhalle nach. 1918 bedeutete das Ende des Ersten Weltkriegs. Ludwig Burwitz erläutert die Sichtweisen eines aus Kiel stammenden Krankenpflegers, der während der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ im Siegener Kaisergartenlazarett tätig war und zahlreiche Postkarten hinterließ, die wertvolle Rückschlüsse auf das zivile Leben an der Siegener Heimatfront zulassen. Die gesellschaftspolitischen Ereignisse 1968, bildlich festgehalten während des Landesparteitags der rechtsextremen NPD in der Siegerlandhalle und wütenden Leserbriefen in der Tagespresse, bilden ein weiteres Themenfeld in dem neuen Jahrbuch.
Daneben liefert Hachenburgs Stadtarchivar Dr. Jens Friedhoff ein aufschlussreiches Inventar der Wildenburg bei Friesenhagen. Ein 1639 datiertes Hausratsverzeichnis sowie weitere Inventare aus dem 17. und 18. Jahrhundert dokumentieren das adlige Selbstverständnis und Aspekte ihrer frühneuzeitlichen Wohnkultur. Der Diplom-Geograf Jost Schmid-Lanter, Leiter der Abteilung Karten und Panoramen an der Züricher Zentralbibliothek, stellt ein dem Mathematiker und Astronomen Tilemann Stella (im Siegerland besser bekannt als Tillman Stolz) zugeschriebenes Selbstbildnis am St. Galler Globus von 1576 vor, wodurch der gebürtige Siegener Renaissance-Gelehrte buchstäblich ein Gesicht erhält. Gewohnt pointiert geht Peter Kunzmann von der Universitätsbibliothek Siegen in seinem Aufsatz „Die preußische Bergakademie – keine Option für Siegen“ einer kolportierten Meldung nach, die wohl eher einer Gedächtniskapriole eines ansonsten verdienten Kulturfunktionärs der Stadt Siegen entsprang. Tobias Gerhardus (Herdorf) steuert eine biografische Skizze des Oberstudiendirektors Dr. Kurt Müller vom staatlichen Oberlyzeum in Siegen bei, die besonders die politischen Hintergründe während der Nazi-Diktatur und die Entlassung Müllers im Sommer 1933 reflektiert.
Das neue Jahrbuch ist ab sofort für 22,00 Euro im Buchhandel oder direkt im Stadtarchiv Siegen erhältlich.
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