Ausgerechnet in diesen Tagen, in denen landauf, landab der nationalsozialistischen Verbrechen im Gefolge der Reichspogromnacht gedacht wird, präsentiert die selbst ernannte Heimatzeitung (SZ 6.11.2021) wieder einmal ihre eigene Sicht auf die Dinge. In einem Beitrag über das KrönchenCenter soll die Geschichte des ehemaligen Kaufhausgebäudes in einer Chronik dargestellt werden. Unter 1933 finden wir „Umbenennung in Westdeutsche Kaufhof AG, vormals L. Tietz AG“.; der Vorgang der Arisierung wird nicht erwähnt. Kein Wort darüber, dass die jüdischen Eigentümer des Kaufhauskonzerns enteignet wurden und in die USA emigrieren mussten. Kein Wort auch darüber, dass die jüdischen Mitarbeiter des Hauses im September 1934 ohne Begründung entlassen wurden. Darf man annehmen, dass diese verharmlosende Darstellung dem Redakteur mit Absicht unterlaufen ist? Bei sauberer Recherche hätte der Sachverhalt unschwer den Siegener Beiträgen (Jahrbuch 11/2006) entnommen werden können, immerhin im Hause Vorländer gedruckt. Vielleicht wären dann auch weitere Schlampigkeiten vermieden worden …
Jakob Saß (Potsdam):Der Fall Adolf Haas: Warum die Nachkriegsjustiz bei der Strafverfolgung des verschwundenen KZ-Kommandanten scheiterte
Buchcover
Dem erfolglosen, in Siegen geborenen Bäcker Adolf Haas bot die SS alles, was er wollte: Karriere, Macht, Wohlstand und Affären. Dafür war er zu allem bereit, auch zum Massenmord. 3026 Menschen starben nachweislich unter ihm als KZ-Kommandant der Lager Niederhagen/Wewelsburg (1940-1943) und Bergen-Belsen (1943-1944). Vor Gericht musste sich Adolf Haas jedoch nie verantworten.
Der Berliner Zeithistoriker Jakob Saß stellt am Donnerstag, den 21. Oktober 2021, um 18.30 Uhr im Atriumsaal der Siegerlandhalle seine aktuelle Buchveröffentlichung „Gewalt, Gier und Gnade. Der KZ-Kommandant Adolf Haas und sein Weg nach Wewelsburg und Bergen-Belsen“ vor. In der neuen Ausgabe der Vortragsreihe „Siegener Forum“ blickt er hinter die Fassade des Massenmörders, der kurz vor Kriegsende spurlos verschwand und den bundesdeutsche Behörden jahrzehntelang nicht finden konnten – oder wollten. Die ernüchternde Strafverfolgung von Haas vergleicht Jakob Saß mit ähnlichen Verfahren am Landgericht Siegen.Siegener Forum weiterlesen →
Der
Krimi im Dritten Reich – zwischen Subversion und Stabilisation
In
der neuen Ausgabe der Vortragsreihe „Siegener Forum“ geht es am
Donnerstag, den 21. März 2019, um ein vielbeachtetes und keineswegs
nur literarisches Thema: Über
die Bedeutung des Genres Kriminalliteratur im Nationalsozialismus.
Privatdozent Dr. Jürgen Nelles (Vorlage Nelles)
Der
Vortrag zeichnet die Entwicklung des Krimis von etwa 1930 bis 1945
nach und beschreibt, wie die Nationalsozialisten der damals schon
beliebten Literaturgattung zunächst nur wenig Beachtung geschenkt,
dann für ihre (Propaganda-)Zwecke funktionalisiert und Krimi-Autoren
schließlich instrumentalisiert haben.
Demzufolge wandelten sich im Laufe des Dritten Reiches die einschlägigen Motive, Themen und Figuren – besonders die Funktionen der jeweiligen Ermittler, Verdächtigen und „Verbrecher“. Der mit vielen historischen Fotos bebilderte Vortrag führt vor Augen, wie die damaligen politischen, sozialen und kulturellen Verhältnisse während der Nazi-Diktatur in Krimis präsentiert, ignoriert oder interpretiert, mitunter auch parodiert wurden. Besprochen werden Kriminal- und Lebensgeschichten von zum Teil heute populären, aber auch unbekannteren Autoren wie Erich Kästner, Gerhart Hauptmann, Hermann Freyberg, Ernst Haffner, Robert Adolf Stemmle und anderen.
Der
Referent Dr. Jürgen Nelles hat Germanistik, Philosophie und
Pädagogik studiert. Nach seiner Promotion mit der Dissertation
„Denkspiele der Poesie“ über den Hörspielmacher und
Schriftsteller Paul Wühr im Jahr 1990 folgte eine Assistenzzeit an
der Fernuniversität Hagen und im Jahr 2000 seine Habilitation an der
Universität Bonn mit einer Studie über das Medium Buch in den
Romanen des 18. und 19. Jahrhunderts. Zuletzt publizierte er ein
umfangreiches Werk über den deutsch-israelischen Dichter und
Holocaust-Überlebenden Tuvia Rübner. Dr. Nelles, der für
zahlreiche Bildungseinrichtungen und Kulturinstitute als Referent
aktiv ist, lebt und lehrt in Bonn.
Der
Vortrag findet statt am Donnerstag, den 21. März 2019, um 18.30 Uhr
im Gruppenarbeitsraum des Stadtarchivs Siegen, Markt 25, 57072 Siegen
(KrönchenCenter, 3. Obergeschoss.). Der Eintrittspreis beträgt 3,00
Euro.
Kabarettisten unterm Hakenkreuz. Die Macht des Wortes gegen die Herrschaft der Macht
In der neuen Ausgabe der Vortragsreihe „Siegener Forum“ geht es am Donnerstag, den 21. Januar 2016, um ein vielbeachtetes Thema: Lachen unter der Nazi-Diktatur – ging das überhaupt? Dr. Jürgen Nelles vom Institut für Germanistik an der Universität Bonn erinnert in seinem reich bebilderten Vortrag an bekannte und vergessene Kabarettisten, die vor und in den dunkelsten Jahren der deutschen Geschichte mit der Waffe des Wortes Widerstand gegen die Nationalsozialisten geleistet haben.Siegener Forum weiterlesen →