Der Fotograf Albrecht Melsbach und seine Familie

von Peter Kunzmann

„Historische Photographie im Siegerland“ war das Thema einer 1989 vom Museum des Siegerlandes gezeigten Ausstellung, in deren Vorbereitung der damalige Siegener Germanistikstudent Georg Hackstein während eines im Museum absolvierten Praktikums einbezogen war. Einige Jahre später publizierte Hackstein als Nachlese eine die seinerzeit präsentierten Exponate vorstellende Bilddokumentation, versehen mit einem kurzgefassten Einführungstext.1 Dieser beruhte, neben der Rezeption allgemeinerer Literatur zur Fotografie-Geschichte, im wesentlichen auf der Auswertung zeitgenössischer Inserate von Fotografen in der lokalen Siegener Presse und bot einen ersten Gesamtüberblick2, dem ein schon bald nach besagter Ausstellung veröffentlichter kompetenter Aufsatz des Siegener Ingenieurs Karl Münnich3 vorangegangen war. Was das Aufkommen der Fotografie im Siegerland angeht, erschöpft sich mit diesen beiden Arbeiten auch schon das instruktive, quellengestützte Lektüreangebot. Natürlich wurde das Thema zuvor und danach immer wieder einmal feuilletonistisch in der Tagespresse aufgegriffen. Solche eher der erbaulichen Heimatliteratur zuzurechnenden Zeitungsartikel sind in ihrer Oberflächlichkeit meist verzichtbar und referieren leider nicht einmal in jedem Fall verlässlich das schon Bekannte, ohne es durch leicht vermeidbare faktische Fehler und abwegige Spekulationen zu kontaminieren.4

Die Einschätzung Karl Münnichs „Im Siegerland fand die Photographie erst relativ spät Eingang“5 trifft allenfalls zu, sofern man Siegen mit den wichtigsten Pionierstädten für die Entwicklung des neuen Mediums, Paris und London, vergleichen will. 1856, als Albrecht Melsbach das erste Fotoatelier in Siegen eröffnete, war zwar Louis Daguerres Verfahren der chemischen Bildkonservierung auf Metallplatten schon seit 17 Jahren praktiziert worden, aber erst 1851 wurden mit der Erfindung des „nassen Collodium-Verfahrens“ durch Frederick Scott Archer und Gustave le Gray die Weichen für den weltweiten Siegeszug der Fotografie gestellt. Melsbach, dessen Ateliereröffnung nach eigener Aussage ein „mehrjähriges Studium“ der bislang praktizierten Verfahren6 vorausgegangen war, gehörte somit sicherlich zu den ersten Aktivisten in der deutschen Provinz, die das kommerzielle Potential der neuen „schwarzen Kunst“ erkannten und sie nach gründlicher Vorbereitung den Bürgern einer Kleinstadt zugute kommen ließen. Viel schneller als in Siegen etablierte sich die Fotografie auch an mondäneren Orten nicht: 1851 arbeiteten in ganz Großbritannien 51 professionelle Fotografen, zehn Jahre später, soweit vom Zensus erfasst, schon 2.534.7 Einer der renommiertesten frühen Amateurfotografen Englands, der Oxforder Mathematik-Dozent Charles L. Dodgson (bekannter unter dem literarischen Pseudonym Lewis Carroll), kaufte seine erste Kamera am 18. März 18568, zwei Monate, nachdem Melsbach in Siegen sein fotografisches Gewerbe aufgenommen hatte. Um die Mitte der 1850er Jahre gab es in London mit seinen knapp drei Millionen Einwohnern um die 150 Fotoateliers9, also im Durchschnitt eines pro 20.000 Einwohner (von denen freilich viele wegen ihrer Armut niemals als potentielle Kunden in Frage kamen), in Siegen zwischen 1856 und 1860 genau ein Atelier für ca. 7.000 Einwohner.

Auch die 1839 erfundene Daguerreotypie war ein fotografisches („mit Licht zeichnendes“) Verfahren, und mit ihr hatten sich die Siegener schon spätestens seit 1844 bekannt machen können. An der Schnittstelle zwischen exklusiver Porträtmalerei und „massenkompatibler“ Fotografie im engeren Sinne stehend, erfreute sie sich, vom Reiz des Neuen und der im Idealfall exzellenten Qualität ihrer Erzeugnisse profitierend, einige Jahre lang einer bemerkenswerten Popularität, obwohl sie in Anbetracht ihrer Nachteile nie die Chance einer dauerhaften Durchsetzung hatte. Die „Demokratisierung des Porträtiert-Werdens“, wie man ein kleinbürgerliches Bedürfnis um die Mitte des 19. Jahrhunderts vielleicht charakterisieren könnte, war mit einem so mühsamen, zeitraubenden, und vor allem keine direkte Vervielfältigung erlaubenden Verfahren noch nicht zu erreichen. Potentielle Kunden gab es immerhin in einem solchen Umfang, dass mehr oder weniger solide geschulte Autodidakten oder auch nur auf schnellen Erfolg hoffende Glücksritter ihren Lebensunterhalt – wohl eher dürftig – damit eine Zeitlang bestreiten konnten. In Kleinstädten war in der Regel die Nachfrage zu gering, um zur Einrichtung stationärer Ateliers zu ermutigen, weshalb die Bürger auf durchreisende Dienstleister angewiesen waren, die dann natürlich ihr Kommen in der örtlichen Presse ankündigen mussten, um bei ihrer Ankunft überhaupt wartende Kundschaft vorzufinden. Als anscheinend erste Wander-Daguerreotypisten annoncierten in Siegen im Frühjahr 1844 „Ewell & Comp.“, die ihren Apparat „im Garten des Herrn H. L. Börner in der Hinterstraße, gegenüber dem Eisen-Lager des Herrn Reichwald“ aufgestellt hatten.10 Leider ist diese Ankündigung in den beiden Siegener Zeitungen (Intelligenzblatt und Deutsches Bürgerblatt) die einzige im gesamten Deutschen Zeitungsportal auffindbare Spur der Firma. Das Rätsel um diesen Herrn Ewell (was im übrigen ein höchst ungewöhnlicher deutscher Familiennahme ist) und seinen Kompagnon wird sich wohl nicht mehr lösen lassen. Auch die Annahme der zwecks Werbewirksamkeit vorgenommenen Verballhornung eines längeren Namens11 würde nicht so recht überzeugen. Warum nur diese einmalige Erwähnung, und warum ausgerechnet in Siegen?

Auf den nächsten mobilen Daguerreotypisten brauchten die Siegener nur einen Monat zu warten: Ab Mitte Juni 1844 gastierte in ihrer Stadt ein gewisser „L. Liebich“ (in der ersten von zwei Anzeigen noch fälschlich „Liebig“ genannt), der seinem Namen gern „aus München“ hinzusetzte, was bedeutender wirkte als sein aktueller Wohnort Weilburg in Nassau.

„Da bisher meine Leistungen sich überall des größten Beifalls zu erfreuen hatten, so schmeichle ich mir mit der Hoffnung, auch von dem hiesigen kunstliebenden Publikum mit zahlreichen Aufträgen beehrt zu werden, und füge nur noch die ergebenste Bemerkung hinzu, daß es mir durch neue Verbesserungen im Verfahren gelungen ist, mit wesentlichen Vorzügen der Ausführung selbst den Vortheil der Schnelligkeit zu verbinden, sofern ich zur vollkommenen Fixierung eines Porträts nur einige Secunden Zeit bedarf. […] Mein Atelier befindet sich im Herrengarten.“12

Anders als der mysteriöse „Ewell“ ist Liebich kein ganz Unbekannter, wie eine neuere Würdigung zeigt:

„28. September 1882 (Weilburg): Kurz vor seinem 72. Geburtstag stirbt der Weilburger Fotopionier Ludwig Liebich. Am 2. Mai 1810 in München geboren, kam er als Tanz- und Turnlehrer an das Weilburger Gymnasium und unterrichtete zeitweise auch am Gymnasium in Hadamar. Bereits vor 1850 beschäftigte er sich mit der Daguerreotypie, wechselte später zur Fotografie und wurde zum anerkannten Fachmann auf diesem Gebiet, der häufig auch von auswärtigen Fotografen zu Rate gezogen wurde.“13

Liebichs Tätigkeit als Tanz- und Turnlehrer am Weilburger Gymnasium währte von 1839 bis 186614, weshalb er seinem Nebenberuf nur in den Schulferien nachgehen konnte.

Soweit die Annoncen im Siegener Intelligenzblatt Zeugnis geben, sind nur noch zwei Aufenthalte von reisenden Daguerreotypisten in Siegen zu erwähnen:

In für seine Zwecke eher ungewöhnlicher, weil lichtarmer Jahreszeit, bot hier im November 1845 ein gewisser „J. Willner aus Breslau“15 seine Dienste an. Er dürfte identisch mit dem 1846 in Friedberg/Wetterau gastierenden „F. Willner aus Breslau“16 gewesen sein. Offensichtlich liegt ein auf die Ähnlichkeit der Fraktur-Versalien J und F zurückzuführendes Versehen eines der beiden Schriftsetzer vor. Ob die Siegener oder die Oberhessische Version korrekt ist, lässt sich mangels weiterer Nachweise Willners nicht sagen.

Im Mai 1851 besuchte ein „Louis Freymann“17 Siegen, später im Sommer auch Olpe.18 Dank einer früheren Anzeige anlässlich eines Aufenthalts in Marburg lässt sich präzisieren, dass es sich um Friedrich Ludwig Freymann aus Herborn handelte.19 Als „F. Louis Freimann“ hatte er kurz zuvor in Gießen inseriert.20 Nicht unterstellt werden soll demselben hier die Identität mit „Freymann, Louis, Weißgerber von Herborn in Nassau. Alter: 43 J.; Haare: braun; Augen: blau“; dieser, wegen Diebstahls vorbestraft, „trieb sich im vorigen Monate [November 1860] müßig und lüderlich in hiesiger Gegend [Sachsen] herum und machte etliche kleine Wirthsschulden. Als auf ihn gefahndet wurde, verschwand er.“21 Auch wenn es sich um zwei verschiedene Personen gehandelt haben sollte: Die unsichere Existenz als wandernder Daguerreotypist, was ja schließlich kein anerkannter Beruf war, barg zweifellos das große Risiko in sich, wirtschaftlich zu scheitern und beim Fehlen von Alternativen auf die schiefe Bahn zu geraten. Ein sich kurz entschlossen als Fotograf versuchender und wenige Jahre später nach permanenten Misserfolgen zum Landstreicher herabgesunkener Herborner Weißgerber wäre durchaus vorstellbar.

Aber nicht nur Durchreisende, auch ortsansässige Bürger beschäftigten sich mit der Daguerreotypie, wie aus dem Jahresbericht der Siegener Realschule von 1848 hervorgeht:

„Für den mathematisch-physikalisch-chemischen Apparat wurde angeschafft: eine Camera obscura mit Voigtländer’schen Linsen, nebst den zur Darstellung von Lichtbildern nöthigen Apparaten.“22

Anschaffung und Benutzung dieser Kamera fielen in die Zuständigkeit von Dr. Carl Schnabel, Fachlehrer für Physik/Chemie und seit Herbst 1848 Amtsnachfolger des nach Minden gewechselten bisherigen Direktors Eduard Suffrian. Es überrascht nicht, dass sich ein leidenschaftlicher Lehrer und Naturwissenschaftler (was Carl Schnabel zweifelllos war) für die vielversprechende Erfindung begeisterte und deren didaktischen Wert sowohl für den Physik- als auch den Chemieunterricht erkannte.

Die spärlich vorliegenden Informationen erlauben es nicht, näher auf technische Details einzugehen. Das 1756 in Wien gegründete und seit 1849 mit einer Zweigniederlassung in Braunschweig ansässig gewesene optische Unternehmen bot zur fraglichen Zeit mehrere Kameramodelle an. Ob es sich bei der Siegener Erwerbung um eine der im 19. Jahrhundert weitverbreiteten kastenförmigen Konstruktionen handelte oder um die exklusiv von Voigtländer vermarktete zylinderförmige Metallkamera, lässt sich nicht sagen. Auf jeden Fall gehörten die dazugehörigen Objektive zum Besten, was damals erhältlich gewesen war. Dem Jahresbericht für das Schuljahr 1858/59 ist zu entnehmen, dass die Daguerreotypie-Kamera kein in der Schulsammlung verstaubendes Ausstellungsstück war, sondern tatsächlich genutzt wurde:

„Unsere Voigtländer’sche Camera obscura wurde von Ed. Liesegang in Elberfeld für photographische Versuche eingerichtet.“23

Die Umrüstung für den Einsatz von Glasplatten wird im Prinzip nicht allzu kompliziert gewesen sein und hätte wahrscheinlich auch von einem im Siegerland ansässigen versierten Feinmechaniker erledigt werden können. Warum die Arbeit den Experten der Elberfelder „Ed[uard] Liesegang oHG“ anvertraut wurde, ist nicht bekannt; womöglich bestanden schon vorher Kontakte zwischen der Schule bzw. Carl Schnabel und dem Unternehmen. Mit der Zerstörung der reichhaltigen Schulsammlungen 1944/45 ist auch diese interessante frühe Kamera verloren gegangen.

Albrecht Melsbach

Geboren wurde er wahrscheinlich am 15. Oktober 1817 in Feldkirchen bei Neuwied und dort elf Tage später getauft.24 Die anlässlich seines Todes am 22. Januar 1860 in der Siegener Presse lancierte Angabe, er sei im Alter von

„43 J., 3 M., 4 T.“25 gestorben, ergäbe allerdings als Geburtsdatum den 18.10.1816. Die Angabe im Feldkirchener Familienbuch dürfte verlässlicher sein, da dieses sicherlich auf authentischen Daten des Kirchenbuches basiert. Albrechts Vater, Friedrich Ernst Melsbach (1760-1839), war Pfarrer in Feldkirchen. Die Mutter, Wilhelmine geb. Schindler, lebte von 1773 bis 1841. Ein Bruder Albrechts war nach seinem Vater Friedrich Ernst genannt worden und folgte als Pfarrer in Anhausen in der Landgemeinde Neuwied auch dem väterlichen Berufsweg; er war nicht nur zehn Jahre älter als Albrecht, sondern starb auch zehn Jahre vor demselben, also ebenfalls sehr früh.

Überliefert ist, dass Albrecht 1835 in Bonn-Poppelsdorf eine erfolgreich verlaufene Sprachtherapie gegen Stottern in Anspruch nahm.26

Albrecht erlernte den Beruf eines Gold- und Silberarbeiters und erwarb den Meisterbrief (die Voraussetzung dafür, um später in Siegen zum Mitglied der Kreis-Prüfungskommission für Gold- und Silberarbeiter ernannt zu werden27). Eine seiner frühen Berufsstationen war anscheinend Altenkirchen.28 In der Stadt Neuwied muss er sich schon geraume Zeit vor dem Frühsommer 1846 mit einem eigenen Geschäft niedergelassen haben:

„Da ich mein Gold- und Silberwaaren-Lager wieder [!] mit vielen neuen, modernen und geschmackvollen Gegenständen versehen habe, so nehme [ich] mir die Freiheit das verehrliche Publikum ergebenst darauf aufmerksam zu machen. Gleichzeitig die billigste Bedienung versichernd, hoffe ich, daß dasselbe Veranlassung finden werde, mich mit geneigtem Zuspruch zu beehren. Albrecht Melsbach, Marktstraße Nr. 154, der reformirten Kirche gegenüber.“29

In Neuwied heiratete Albrecht Melsbach um 1842 Henriette Bedenknecht, geboren (unter Vorbehalt) am 29. Mai 182030, über deren Herkunft nichts bekannt ist. Vielleicht stammte sie aus der Gegend von Andernach, ganz in der Nähe von Neuwied auf der gegenüberliegenden Rheinseite, wo der Name Bedenknecht verbreitet war. 1843 wurde die Tochter Wilhelmine geboren31, am 11. Februar 1847 der Sohn Karl Ludwig32 (womöglich bald verstorben, da er seitdem nicht wieder erwähnt worden ist) und am 9. April 1850 die Tochter Friederike Philippine.33 Später in Siegen, am 10. April 1852, folgte noch Helene Henriette34, die jedoch nur ein Alter von 16 Monaten erreichte.35

Im Mai 1851 verlegte Melsbach sein Neuwieder Geschäft aus der zentralen Marktstraße in eine vermutlich von Laufkundschaft weniger frequentierte Nebenstraße36, wahrscheinlich eher von den niedrigeren Mietkosten als von der ruhigeren Wohnlage angezogen. Ein innerstädtischer Umzug höchstens zehn Monate vor der Übersiedlung nach Siegen: Das lässt darauf schließen, dass die Melsbachs ihren Abschied von Neuwied nicht lange im voraus geplant hatten, und findet die wohl wahrscheinlichste Erklärung im ausbleibenden geschäftlichen Erfolg. Warum dann aber die Wahl ausgerechnet auf die weder bevölkerungsreichere noch einem Gold- und Silberarbeiter bessere Erwerbschancen bietende Stadt Siegen fiel, ist unklar. Womöglich bestanden soziale Kontakte, dank derer die Entscheidung gefallen und der Weg geebnet worden war. Familiär hielt Albrecht Melsbach in der Neuwieder Gegend vermutlich nichts, da seine Eltern seit einigen Jahren nicht mehr lebten und auch sein älterer Bruder, der Anhausener Pfarrer, kürzlich verstorben war. Um dessen Nachlassangelegenheiten, vor allem die Versteigerung der mobilen Einrichtung (wozu „ein vorzüglich gutes, ganz neues Tafelklavier“, „eine ausgezeichnete Bibliothek, darunter werthvolle theologische Werke“ sowie „ein Bienenhaus“ gehörten), kümmerte sich Albrecht um die Zeit der Neuwieder Wohnungsverlegung.37 Im Herbst 1851 oder Winter 1851/52 muss dann die Übersiedlung nach Siegen erfolgt sein. Nicht allein seine Ehefrau und die drei Kinder begleiteten ihn hierher:

„Geschäftseröffnung. Den verehrlichen Bewohnern hiesiger Stadt und Umgebung machen wir hierdurch die ergebene Anzeige, daß wir unterm heutigen Datum unser Gold- und Silberwaaren-Geschäft an hiesigem Platze eröffnet haben. Wir sind in jeder Beziehung in den Stand gesetzt, allen Ansprüchen in diesem Geschäfte, sowohl in Graveur- als allen anderen Arbeiten zu entsprechen, und werden durch solide und prompte Bedienung uns das Zutrauen der uns mit geneigtem Zuspruch Beehrenden zu erwerben suchen. Siegen, 14. März 1852. Keller & Melsbach. Wohnhaft bei Herrn Sattlermeister Sommer.“38

Melsbachs wagemutiger Geschäftspartner war Carl Wilhelm Keller, geboren am 14. September 1818 in Neuwied, Sohn eines dortigen Buchbinders und ebenfalls Gold- und Silberschmiedemeister. Seine Nennung an erster Stelle im Firmennamen könnte andeuten, dass die Initiative, sich in Siegen mit einem gemeinsamen Geschäft niederzulassen, ursprünglich von ihm ausgegangen war.

Offensichtlich hatten die beiden Kompagnons ehrgeizige Pläne: In einer zweiten Anzeige vom gleichen Tag war zu lesen:

„Das uns von der rühmlichst bekannten Königl. Privilegirten optischen Industrie-Anstalt zu Rathenow für die Kreise Siegen und Altenkirchen übergebene Lager von feinen Brillen, Gläsern und Lorgnetten aller Art, erlauben wir uns mit dem Bemerken zu empfehlen, daß wir auch alle Reparaturen der Brillengestelle, sowie das Einschleifen neuer Gläser auf’s Beste besorgen.“39

Das Rathenower Werk begann frühzeitig in zahlreichen Regionen Preußens und des Auslandes „Niederlagen von optischen Gegenständen, besonders Brillen unserer Anstalt“ einzurichten; 1836 folgte „eine solche einzig für den Kreis Siegen bei Herrn W. Crone“.40 Nach dem Tod des Kaufmanns Wilhelm Crone am 6. August 184841 führte dessen gleichnamiger Sohn und Geschäftsnachfolger das optische Sortiment anscheinend nicht weiter; die Rathenower Konzession war somit vakant.

Das Ende des ersten Siegener Geschäftsjahres brachte noch eine neue Sortimentserweiterung, indem nun auch „eine schöne Auswahl goldener und silberner Herren- und Damen-Cilinder-Uhren“42 das Weihnachtsangebot bereicherte.

Als würden Edelmetallwaren, Brillen und Uhren – traditionell immerhin keine abwegige Kombination – nicht genügen, kam im Jahr darauf noch französischer Wandschmuck hinzu:

„Lager pariser Tapeten und Borden, alleiniges Depot für den Regierungsbezirk Arnsberg. Aus einer der ersten pariser Tapeten-Fabriken erhielten wir eine reichhaltige Auswahl Tapeten und Borden in den elegantesten Dessins. Diese Tapeten zeichnen sich durch das Geschmackvolle der Zeichnungen, sowie durch außerordentliche Farbenpracht, ferner durch die Stärke des Papiers und Haltbarkeit der Farben, besonders aber durch außergewöhnliche Billigkeit vor allen anderen Fabrikaten aus. […]“43

Eines wird den enthusiastischen Händlern Keller und Melsbach damals vielleicht nicht voll bewusst gewesen sein: Ursache für die „außerordentliche Farbenpracht“ dieser Tapeten war mit ziemlicher Sicherheit die Verwendung hochtoxischer anorganischer Farbstoffe, besonders, aber nicht nur, des (in Preußen offiziell schon nicht mehr zugelassenen) Pariser oder Schweinfurter Grüns (Kupferarsenitacetat). Während bei den etwa in der Buchbinderei des 18./19. Jahrhunderts zur Anwendung gekommenen minimalen Quantitäten in der Regel von solcherart behandelten Papieren kein nennenswertes Gesundheitsrisiko ausging, war dieses von großflächigen, üppig eingefärbten und ständiger Luftbewegung ausgesetzten Wandbehängen durchaus zu erwarten. Und das regelmäßige Hantieren mit Tapetenrollen in einem gut ausgestatteten Lager dürfte aus heutiger arbeitsmedizinischer Sicht problematisch gewesen sein. Könnte eine Vergiftung mit Farbstoffen Albrecht Melsbachs frühen Tod mitverursacht haben?

1853 wurde er allerdings nicht mit dem eigenen Tod, sondern dem zweier Familienangehöriger konfrontiert: Tochter Helene, erst ein Jahr und vier Monate alt, starb am 11. August44; Ehefrau Henriette, 33jährig, folgte wenig später, am 29. September.45

Über das Schicksal der Firma „Keller & Melsbach“ während der folgenden zwei Jahre lässt sich, abgesehen von einer Wohnungs- und Geschäftsverlegung im Mai 1854 „in das Haus der Frau Wittwe Fritsch, Marburgerstraße No. 11“46, wenig berichten. Von Zeit zu Zeit, aber im Vergleich mit anderen Gewerbetreibenden der Stadt nur selten, brachten sich die Inhaber in Erinnerung – vielleicht, um Werbekosten zu sparen, was wiederum Rückschlüsse auf die finanzielle Lage ihres Geschäfts zuließe. Reich werden konnte man in Siegen mit Edelschmuck, Rathenower Brillen (zweifellos teurer als „No-Name“-Produkte), Taschenuhren und eleganten Tapeten (von denen letztmalig im Frühjahr 1854 die Rede war47) ganz gewiss nicht. Und immerhin musste das Unternehmen zwei Familien mit im Herbst 1853 insgesamt drei Erwachsenen und fünf Kindern ernähren. Spekulationen über vorstellbare kommerzielle und/oder persönliche Hintergründe wären bei der jetzigen Quellenlage müßig, deshalb soll die nüchterne Feststellung genügen, dass sich irgendwann im Laufe des Jahres 1855 die geschäftlichen Wege von Albrecht Melsbach und Carl Wilhelm Keller trennten. Für Melsbach wurde dies aus zwei Gründen ein bemerkenswertes Jahr: Zum einen schloss er eine neue Ehe, zum anderen stand sein verwegener Plan, in der kleinen Stadt Siegen ein Fotoatelier zu eröffnen, kurz vor der Verwirklichung.

Am 13. Mai 1855 heiratete Albrecht Melsbach die elf Jahre jüngere Caroline Huster48, Tochter des Kreisgerichtsangestellten Franz Huster und Schwester des gelernten Lithographen Carl Huster, seit 1852 Insasse des Zuchthauses in Münster. Ob Albrecht seinem Schwager Carl überhaupt jemals begegnet war, ist ungewiss. Die unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführte Schwurgerichtsverhandlung gegen diesen war am 16. Februar 1852 eröffnet worden, und Huster befand sich, als Melsbach nach Siegen zog, möglicherweise schon in Untersuchungshaft. Über frühere Kontakte der beiden Familien ist nichts bekannt. 1860, bei Melsbachs Tod, war Carl Huster mit Sicherheit noch nicht entlassen worden. Die relativ lange Zeit, die Albrecht Melsbach als Witwer mit drei kleinen Töchtern vor seiner Wiederverheiratung verbrachte, spricht auch nicht dafür, dass er schon vor 1855 in einem engeren freundschaftlichen Verhältnis mit Caroline Huster und ihrer Familie gestanden hätte. Das erste gemeinsame Kind Albrechts und Carolines, die Tochter Helene Caroline, kam am 20. März 1856 zur Welt.49 Dass der stolze Vater sie unverzüglich in seinem neuen Atelier fotografierte, ist anzunehmen.

Das Siegener Intelligenzblatt brachte am 18. Januar 1856 eine ungewöhnlich ausführliche, ca. eine Viertelseite beanspruchende Annonce Albrecht Melsbachs50, in der er nicht lediglich die Eröffnung eines Fotoatelier in der Stadt anzeigte, sondern dessen potentielle Kunden gründlich darüber zu informieren versuchte, was sie bei ihm zu erwarten hatten. Sein Text bietet eingangs interpretationsbedürftige Formulierungen, lässt sich aber mit einiger Gewissheit so verstehen, dass er „nach mehrjährigem Studium“ sowohl der allseits bekannten und allmählich aus der Mode kommenden Daguerreotypie als auch anderer nicht durchsetzungsfähiger Erfindungen „vor Kurzem“ auf das zukunftsträchtige Collodium-Verfahren aufmerksam wurde und sich speziell in dieser – freilich 1856 längst nicht mehr „nur Wenigen bekannten“ – Methode autodidaktisch geschult hatte. Seine Darstellung der Vorzüge des neuen Verfahrens gegenüber dem traditionellen sollte sicherlich Vorurteile bei der weniger kenntnisreichen Kundschaft ausräumen. Aufnahmen „bei jedwedem Lichte in der erstaunlichen Schnelle von 1 bis 6 Secunden“ mussten in der Tat all jenen als Sensation erscheinen, die bislang nur an die Folterqualen langer verkrampfter Sitzungen vor der daguerreotypischen Kamera gewöhnt waren. Ein wenig zu viel versprach Melsbach trotzdem – nicht, was die Belichtungszeiten betraf, denn diese bewegten sich seinerzeit tatsächlich schon im einstelligen Sekunden-Bereich, sondern in Hinblick auf die Lichtquellen: Es hätte heißen müssen „jedwedes Tageslicht“ – egal, wie viel davon die Wolken durchließen, Hauptsache mit großem kurzwelligem Anteil. Befriedigende Aufnahmen bei „wärmerem“ Kunstlicht wurden erst einige Jahre später dank fotochemischer Neuerungen (orthochromatische Sensibilisierung) möglich.

Melsbachs Anzeige fand einige Tage später positive Resonanz, indem Schuldirektor Carl Schnabel ein Urteil “Die Lichtbilder des Herrn Melsbach betr.“51 abgab:

„Ich habe mich aus eigener Anschauung überzeugt, dass derselbe seiner Kunst ganz Herr ist (…). Es ist erfreulich, dass wir nun nicht mehr in der Ferne suchen brauchen, was wir in künstlerischer Vollendung und ohne Mühe in der Nähe erhalten können. Möge dem Herrn Melsbach die wohlverdiente Aufmerksamkeit und Gunst des Publikums reichlich zu Theil werden!“

Für Carl Schnabel dürfte Albrecht Melsbach bei der Eröffnung des Fotoateliers, zu dessen allerersten Kunden er offensichtlich gehörte, längst kein Fremder mehr gewesen sein (abgesehen davon, dass man sich in der Siegener Oberstadt als Anrainer zwangsläufig permanent über den Weg lief). Kontakte Melsbachs zur höheren Bürger- und Realschule bestanden schon bald nach seiner Ansiedlung:

„Die zoologische Sammlung wurde [im Schuljahr 1852/53] vermehrt durch: einen Igel, zwei gelbgefärbte Maulwürfe, ein Gemsenfell und ein Ziegenlamm mit doppeltem Vorderkopf. Das Ausstopfen geschah durch den hiesigen Goldarbeiter Herrn Melsbach.“52

Dies war die einzige Gelegenheit, bei der Albrecht Melsbach dort als Tierpräparator Erwähnung fand53; er muss aber für das ungewöhnliche Hobby bekannt gewesen sein, wenn die Schule seinen Dienst in Anspruch nahm. Zu dem nach seinem Tod verkauften Mobiliar-Nachlass gehörten auch „4 Glaskasten mit künstlichen [d.h. wahrscheinlich ausgestopften; P.K.] Vögeln“54.

Es ist zu vermuten, dass die gemeinsamen naturwissenschaftlichen Interessen des Schuldirektors und des angehenden Fotografen schon in den frühen 1850er Jahren ihre nähere Bekanntschaft, wenn nicht Freundschaft beförderten. Die oben erwähnte Kamera im physikalischen Kabinett der Schule mag ein unmittelbarer Anlass für angeregte Fachsimpelei gewesen sein. Vielleicht gehörte Melsbach zu den Teilnehmern der von Schnabel für Siegerländer Gewerbetreibende angebotenen Vorträge über Experimentalchemie und -physik. Chemische Kenntnisse, gerade in Bezug auf das in der Fotografie zentrale Element Silber, muss er als gelernter Gold- und Silberarbeiter gehabt haben und als Brillenhändler auch solche auf dem Gebiet der physikalischen Optik.

Nichts spricht allerdings dafür, dass Albrecht Melsbachs Interesse an der Fotografie erst in seiner Siegener Zeit erwacht wäre. Schon Neuwied hatte ihm viele Gelegenheiten dafür bieten können. Dort gastierten als Wander-Daguerreotypisten etwa im Juni 1846 der oben schon erwähnte Ludwig Liebich aus Weilburg55 und im Mai 1848 gleichzeitig Heinrich Thomas, „Mechanikus in Coblenz“56, und Joseph Gewerg aus Mainz.57 Von 1846 an (bis 1854) bot immer wieder im Frühsommer der wie Liebich hauptberuflich als Gymnasial-Tanzlehrer tätige August Stahl aus Trier seine wahrscheinlich speziell an die Neuwieder Tanzkursteilnehmer gerichteten Dienste als Daguerreotypist an, erstmals am 23. Juni 1846, als sein Zeitungsinserat direkt über Albrecht Melsbachs Geschäftsanzeige zu stehen kam.58

Besonders zu erwähnen ist aber ein gewisser E. Wischmann, der seit Dezember 1848 am Luisenplatz, ganz in der Nähe von Melsbachs Wohnung, anscheinend ein stationäres daguerreotypisches Atelier betrieb59 – in einer von ungefähr 7.000 Einwohnern bevölkerten (also in dieser Hinsicht gut mit Siegen vergleichbaren) Kleinstadt zu jener Zeit ein recht optimistisches Unterfangen ohne langfristige Perspektive: Die letzte auffindbare Annonce Wischmanns in Neuwied erschien schon im Juni 1849.60 Immerhin aber wäre dessen Domizil während eines guten halben Jahres eine für Albrecht Melsbach nahegelegene Adresse gewesen, um sich gründlicher, als es ihm bei den Durchreisenden oder dem vielbeschäftigten Tanzlehrer Stahl möglich gewesen wäre, in die neue Kunst einweihen zu lassen. An Wischmanns häufigen Inseraten fällt auf, dass er, statt wie bisher nur für Daguerreotypien, ab Mai 1849 für „daguerreotypische Lichtbilder, sowie auch Photographien (Lichtbilder auf Papier)“61 warb und von da an als „Daguerreotypist und Photograph“ unterzeichnete. Bei der Novität dürfte es sich um das von William Henry Fox Talbot (1800-1877) schon gegen Anfang der 1840er Jahre erfundene Negativ-Positiv-Verfahren mit beschichtetem und durch Tränkung in flüssigem Wachs transparent gemachtem Papier als Träger des negativen Bildes gehandelt haben oder um eine auf diesem Verfahren beruhende verfeinerte Methode.62 Papiernegative ermöglichten erstmals die Vervielfältigung von Lichtbildern, standen jedoch wegen der beim Kopieren mit abgebildeten Papierstruktur der Negative qualitätsmäßig den Daguerreotypien nach. Mit den Ergebnissen des sich seit 1851 verbreitenden Collodium-Verfahrens (Belichtung von präparierten Glasplatten) konnten die Papier-Negative hinsichtlich Schärfe und Auflösung nicht konkurrieren.

Wer sich für die im Entstehen begriffene Lichtbildnerei und ihre Fortschritte interessierte, hatte also in einer Stadt wie Neuwied am Rhein in den 1840er Jahren mannigfaltige Möglichkeiten, mit Praktikern ins Gespräch zu kommen, elementare Schulung in den Grundlagen zu erfahren und vielleicht auch schon bei dieser oder jener Gelegenheit assistieren zu dürfen. Beweisen lässt es sich nicht, aber mit der berühmten „an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit“ wird man davon ausgehen können, dass Albrecht Melsbach bei seinem Einzug in Siegen bereits eine gewisse Leidenschaft für die Fotografie mitbrachte und jedenfalls enthusiastisch genug war, um sich hier durch Selbststudium auf eine Zukunft als Fotograf vorzubereiten. Gegen Ende seines ersten Siegener Jahres könnte ihm dann, falls er die „Kölnische Zeitung“ gelesen haben sollte, darin eine Anzeige des ihm vermutlich in Neuwied begegneten Ludwig Liebich aufgefallen sein:

„Für Photographen: Neuestes Verfahren, wodurch die positiven Bilder in allen Theilen bedeutend feiner und schärfer hervortreten, sowie die Färbung derselben einen schönen Thon und den feinsten Glanz bekommt. Probe-Bilder, 2 Stück à 1 Thlr., so wie Näheres auf frankirte Anfrage bei L. Liebig [Sic!] in Weilburg (Nassau).“63

Vielleicht ein Anlass für Melsbach, mit dem zukünftigen Fotografen-Kollegen (wieder) in Kontakt zu treten?

Auf „mehrjähriges Studium“ blickte Albrecht Melsbach im Januar 1856, ca. vier Jahre nach seiner Ankunft in Siegen, zurück. Gern wird man ihm zugestehen wollen, dass er dessen theoretischen Teil ernst genommen und während seiner in Rücksicht auf geschäftliche und familiäre Beanspruchungen sicherlich nur knappen Freizeit diszipliniert abgearbeitet hatte. Dem in der Jugendzeit wegen seiner Sprachbehinderung vielleicht das gesellige Leben der Altersgenossen meidenden Sohn eines sicherlich belesenen Pfarrers werden literarische Beschäftigungen früh zur Gewohnheit geworden sein, so dass bei ihm auch in späteren Jahren keine Aversion gegen intensive Kopfarbeit zu erwarten ist. Mit Lektüre zur fotografischen Thematik konnte er sich in reichhaltigem Umfang eindecken. Das Spektrum der seit 1839 verfügbaren und stetig aktualisierten Fachliteratur reichte von unzähligen knapp gehaltenen Handreichungen für ambitionierte Praktiker bis zu voluminösen Lehrbüchern verschiedener Autoren.64 Und nicht zu vergessen ist das seit Januar 1854 bis 1865 monatlich von dem Prager Fotografen Wilhelm Horn herausgegebene „Photographische Journal“65, die erste und zu Melsbachs Lebzeiten einzige deutschsprachige Fachzeitschrift auf diesem Gebiet.

Hinsichtlich des praktischen Teils von Melsbachs „mehrjährigem Studium“ kann wieder nur spekuliert werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass er sich schon in Neuwied als junger Goldschmiedemeister, Kaufmann und Familienvater eine fotografische Ausrüstung hätte leisten und viel Zeit für das Ausprobieren erübrigen können, dürfte eher gering sein. Schwer vorstellbar ist ebenfalls, dass ihm die sicherlich nur bescheidenen Gewinne des Siegener Geschäftes die Finanzierung eines so teuren Hobbys erlaubt hätten. Vielleicht hatte ihm sein kurz vor der Übersiedlung nach Siegen verstorbener älterer Bruder, der Pfarrer, ein wenig vererbt? Vielleicht konnte er auf Grund der privilegierten Beziehungen von „Keller & Melsbach“ zur Rathenower Industrie-Anstalt seine Fototechnik dort zu günstigen Sonderkonditionen erwerben? Mit einiger Sicherheit lässt sich immerhin annehmen, dass er als Konzessionär die Ausrüstung – Kamera und Objektive – von Emil Busch in Rathenow und nicht von dessen wichtigstem deutschen Konkurrenten Voigtländer in Braunschweig bezog. Unter idealen archivischen Bedingungen könnte gehofft werden, in den Geschäftsunterlagen des Unternehmens noch die Bestellungen Melsbachs aus den 1850er Jahren zu entdecken. Leider jedoch ist das historische Firmenarchiv nicht erhalten geblieben: Kriegsverlust.66

Zu den erheblichen materiellen Kosten kam beim praktischen Studium der Fotografie natürlich das unvermeidbare „Lehrgeld“, besonders für jemanden, der auf sich allein gestellt ohne die Anleitung durch einen fortgeschritteneren Meister (wenn auch vielleicht mit gelegentlicher Unterstützung durch den chemisch versierten Dr. Schnabel) arbeitete. Die Erfolgsquote war in den 1850/60er Jahren, als Fotografen trotz der Verbreitung literarischer Ratgeber ihre persönliche Routine letztendlich nur durch unverdrossenes Experimentieren erwerben konnten, anfangs eher bescheiden. Und bevor diese verlässliche Routine nicht erreicht war, konnte an die Eröffnung eines gewerblich orientierten Unternehmens nicht ernsthaft gedacht werden. Albrecht Melsbach wird vor 1856 nur an den freien Sonntagen die Muße gefunden haben, sich in der praktischen Fotografie zu schulen. Die Annahme, dass diese Vorbereitung mehrere Jahre in Anspruch nahm, ist realistisch. Einmal dem Ernst des geschäftlichen Lebens ausgesetzt, hätte er kaum noch Gelegenheit zum Experiment gefunden: Auf das Gelingen der Porträtaufnahmen gleich beim ersten Versuch mussten sich Fotograf und Kunde verlassen können; die Notwendigkeit zeitraubender Wiederholungen hätte den geschäftlichen Ruf untergraben, und die Preise der Verbrauchsmaterialien erlaubten kaum die Produktion von viel Ausschuss.

Zwei unscheinbare Inserate im Intelligenzblatt deuten womöglich darauf hin, dass Melsbachs Pläne, sich in näherer Zukunft als Fotograf zu etablieren, seit Anfang 1853 konkreter geworden sein könnten: „Ich suche einen Garten in der Nähe des Marburger Thores zu miethen.“67 Und noch einmal ein Jahr später: „Ein Garten in der Nähe des Marburger Thores wird zu miethen gesucht.“68 Zum Zwecke der Erholung oder vegetabilen Selbstversorgung hätte sich wohl kein vielbeschäftigter Siegener Kaufmann und Handwerker noch zusätzlich mit einem Garten belasten wollen; wohl aber wäre ein solches Grundstück für die Errichtung dessen brauchbar gewesen, worauf ein gewerblicher Porträtfotograf jener Zeit, neben Kamera und Dunkelkammer, nicht verzichten konnte: das Glashaus zur Platzierung der Kundschaft. Sofern sich ein lichtdurchfluteter Anbau direkt am Wohnhaus nicht errichten ließ, hätte als zweitbeste Option eben ein separates Gärtlein in der Nähe genügen müssen. Wie Melsbachs Gartensuche von 1853/54 letztendlich ausging, ist unbekannt; jedenfalls fand er bis 1856 ein geeignetes Aufnahmelokal, das für seine Zwecke hell genug war und auch beheizbar, um zu jeder Jahreszeit Kunden empfangen zu können. Essenziell für die Eignung solcher Fotoateliers war deren Ausrichtung. Direkte grelle Sonneneinstrahlung galt es wegen der verursachten hohen und bei der Weiterverarbeitung schwer handhabbaren Bildkontraste zu vermeiden; andererseits hätten stark beschattete Hinterhöfe zwischen hoher Bebauung keine akzeptablen Belichtungszeiten von nur wenigen Sekunden zugelassen. Optimal war, wie es ja auch für Maler-Ateliers gilt, eine nach Norden orientierte Lage mit ganztägigem diffusem und durch benachbarte Bauten ungehindertem Lichteinfall.

Melsbachs Glashaus dürfte in Siegen eine Sehenswürdigkeit gewesen sein, denn hier war er bis 1860 der einzige öffentlich wahrnehmbare Fotograf auf weiter Flur. An anderen Orten dagegen wäre sein Atelier kaum aufgefallen: Noch heute zeugt zum Beispiel in London der Straßenname „Glass House Street“ von den sich Mitte der 1850er Jahre allein in dieser Gegend nahe dem Piccadilly Circus aneinanderreihenden ca. 35 glasverkleideten Fotoateliers.69

Ein Tagesordnungspunkt der Versammlung des Siegener Gemeinderates am 17. Januar 1856, also zeitgleich zur Atelier-Eröffnung, war der „Antrag des A. Melsbach wegen Anbringen eines Ladenfensters“. Hierzu vermerkte der Protokollführer lapidar: „Wird genehmigt.“70 Anders als spätere, von Anfang an fest in die Bausubstanz integrierte Schaufenster waren die damals der Genehmigung bedürftigen Ladenfenster nachträgliche Anbauten und bei Geschäftsaufgabe auch leicht wieder zu entfernen (und weiterzuverkaufen, wie zahlreiche Angebote in der Zeitung belegen). Albrecht Melsbach wird in seiner Außenvitrine sicherlich eine Auswahl des zum Verkauf stehenden Sortiments an „Brillen, Gläser[n] und Lorgnetten aus der rühmlichst bekannten Königlichen optischen Industrie-Anstalt in Rathenow“ sowie „Barometer, Thermometer und Alcoholometer“ ausgestellt haben; „Unter den Thermometern zeichnen sich besonders die Bade- und Reise-Thermometer durch ihre Zweckmäßigkeit aus.“71 Aber auch Proben seiner fotografischen Arbeit könnte er, wie es für heutige Ateliers üblich ist, in diesem Fenster werbewirksam präsentiert haben – vielleicht aus Gründen der Diskretion keine Porträts seiner Kunden, worin sich aber das Angebot längst nicht erschöpfte. Reproduktionen von Gemälden und älteren Daguerreotypien gehörten ebenfalls dazu. „Auch nehme ich Landschaften und architektonische Gegenstände aus der Natur photographisch auf.“72 Es ist zu bedauern, dass keine nachweislich auf Melsbachs Urheberschaft zurückzuführenden Beispiele für solche Sujets lokalisierbar sind.

Aus einer zweiteiligen Zeitungsanzeige von Mitte Februar 185673 waren nicht nur die aktuellen Preise von Melsbachs Arbeiten (größenabhängig „von 1½ bis 4 Thlr. à Person“, also nicht eben billig) zu erfahren, sondern auch, dass ihm von der optischen Industrie-Anstalt in Rathenow kürzlich „das alleinige Depot in Brillen, Gläsern, Lorgnetten u.s.w. für den Kreis Siegen“ übertragen worden war. Sein früherer Kompagnon Keller hatte sich demnach vom optischen Sortiment getrennt und konzentrierte sich nun auf den Bereich der Gold- und Silberarbeiten. Nach Melsbachs Tod übernahm er allerdings im Juli 1860 die Rathenower Konzession für den Kreis Siegen von neuem.74

Es ist unübersehbar, dass Albrecht Melsbach zugunsten seines Ateliers eine intensivere Werbetätigkeit entfaltete, als es vorher „Keller & Melsbach“ für ihr Geschäft praktiziert hatten. Manches wirft Fragen auf, etwa nach dem Ziel dreier Geschäftsreisen in den Sommern 1856, 1858 und 1859, von denen er sich jeweils bei seiner Kundschaft zurückmeldete75, oder nach den Umständen eines „längeren Unwohlseins“76, das 1857 anscheinend die Geschäfte stark beeinträchtigt hatte. In schöner Regelmäßigkeit wandte er sich an seine Kunden, um über die im Jahreslauf wechselnden Öffnungszeiten zu informieren und daran zu erinnern, dass er kein „Schönwetterfotograf“ war.

Oktober 1856: „Photographische Aufnahmen […] finden von jetzt an täglich und bei jeder Beleuchtung von Morgens 9 bis Nachmittags 4 Uhr Statt. Zur Aufnahme von Kindern eignen sich die Vormittagsstunden am besten.“77

Dezember 1856: „Irrigen Meinungen, als könnten in gegenwärtiger Jahreszeit keine photographische Aufnahmen gemacht werden, zu begegnen, diene die Anzeige, daß täglich und bei jeder Witterung von Morgens 10 bis Nachmittags 3 Uhr Photographien jeder Art angefertigt werden.“78

Mai 1857: „Um den so häufig vorkommenden vergeblichen Mühen für die Folge vorzubeugen, bringe ich hierdurch zur Kenntniß des verehrlichen Publikums, daß ich Gruppen, namentlich mit Kindern, nur am Vormittag und zwar von 6 bis längstens 11 Uhr, dagegen einzelne Personen während des ganzen Tages bis 5 Uhr Abends aufnehme und daß bei meiner Methode kein Sonnenschein erforderlich, im Gegentheil ein bedeckter Himmel stets erwünschter ist.“79

September 1857: „Die photographischen Aufnahmen finden täglich und bei jeder Witterung von Morgens 8 bis Nachmittags 4 Uhr statt.“80

Januar 1858: „Um mehrfachen Anfragen und irrigen Meinungen zu begegnen, bringe ich wiederholt zur Kenntniß, daß ich photographische Porträts aller Art, in den Wintermonaten in derselben Vollkommenheit wie zu jeder andern Jahreszeit liefere. Die beste Aufnahmezeit ist gegenwärtig von Morgens 9 bis Mittags 2 Uhr. Das Aufnahme-Local wird stets geheizt.“81

September 1858: „[…] beste Aufnahmezeit ist bis zum Winter von Morgens 8 bis Nachmittags 4 Uhr.“82

November 1858: „Photographische Portraits in allen Größen werden täglich und bei jeder Witterung angefertigt. Das Aufnahme-Lokal ist bestens geheizt. Sitzungsdauer 1 bis 4 Secunden.“83

Mai 1859: „Zur Aufnahme von Gruppen und kleinen Kindern sind die Stunden von Morgens 7 bis Mittags 2 Uhr die geeignetsten. Die Aufnahme dauert 1 bis 4 Secunden.“84

Die zuletzt zitierte Anzeige erschien schon nach Melsbachs vermutlich mit großen Hoffnungen verbundenem Geschäftsumzug von April 1859: „Die Verlegung meiner Wohnung und meines photographischen Ateliers in das Haus der Frau Wittwe Schlosser Jung neben der evangelischen Kirche, links vom Gasthof zum Löwen85, bringe ich hierdurch mit dem Bemerken zur Anzeige, daß ich durch die äußerst vortheilhafte Lage meines Glashauses in den Stand gesetzt bin, bei jeder Witterung und zu jeder beliebigen Tagesstunde gleichgute Aufnahme zu machen und die darin sich aufhaltenden Personen von keinen Zuschauern belästigt werden können.“86

War schon die bisherige Lage in der Marburger Straße recht günstig gewesen, so könnte das nun unmittelbar neben einem der meistfrequentierten Gasthöfe der Stadt platzierte Fotoatelier87 mit den ständig wechselnden Hotelgästen einen zusätzlichen Kundenkreis gewonnen haben. Gewerblichen Erfolg konnten die Melsbachs in dieser Zeit besonders gut gebrauchen, hatte sich doch die Familie kurz zuvor, am 6. März 1859, noch um den Sohn Friedrich Ernst Albrecht vergrößert.88

Viel Zeit, um das Beste aus der „äußerst vortheilhaften Lage“ des neuen Ateliers zu machen, blieb Albrecht Melsbach jedoch nicht mehr. Anfang November 1859 empfahl er noch einmal mit einer kurzen Anzeige sein Geschäft.89 Am 22. Januar 1860 starb er, nur wenig über 40 Jahre alt.90

Biografische Nachrichten über einst kreativ gewesene Personen mögen recht interessant sein, befriedigen im allgemeinen aber wenig, solange deren Kreationen unbekannt bleiben. Albrecht Melsbach betrieb sein Siegener Atelier über eine Zeitspanne von genau vier Jahren. Die Zahl der angefertigten Fotografien wird wohl nicht geringfügig gewesen sein, und doch lassen sich ihm nach derzeitigem Kenntnisstand keinerlei Arbeiten mit bewiesener Sicherheit zuweisen. Als zu seiner Zeit im Siegerland einzigem und somit konkurrenzlos tätigem Berufsvertreter war es ihm anscheinend nicht wichtig, auf den in Umlauf gebrachten Abzügen seine Urheberschaft auszuweisen, wie es die nach ihm kommenden, in gegenseitigem Wettbewerb stehenden Fotografen selbstverständlich praktizierten. Es ist gut möglich, aber eben nicht mit Gewissheit zu behaupten, dass eine Reihe früher Fotografien ohne Herkunftsangaben in der Sammlung des Siegener Stadtarchivs aus dem Atelier Melsbach stammten. Als Trost in der Ungewissheit mag dienen, dass mit der sicheren Kenntnis solcher Relikte gar nicht so viel gewonnen wäre: Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Albrecht Melsbach in den vier Jahren seines Wirkens von den meisten zur gleichen Zeit in Europa arbeitenden gewerblichen Fotografen durch einen besonderen persönlichen Stil abhob, ist gering. Ob er, wäre ihm ein langes Leben vergönnt gewesen, einen solchen in späteren Jahren entwickelt hätte, lässt sich natürlich nicht sagen. Grundsätzlich ist hervorzuheben, dass die frühen Fotografen – mochten sie sich auch selbst durchweg als „Künstler“, nämlich mit einem nicht allgemein verbreiteten Talent für ein Spezialgebiet gesegnete „Könner“ empfunden haben – in aller Regel Dienstleister waren, die ihr Metier mit dem Zweck betrieben, Vorgaben einer zahlenden Kundschaft umzusetzen. Dies traf ja im übrigen auch schon auf die überwiegende Zahl der heute als „alte Meister“ gewürdigten Maler zu. Von relativ wenigen abgesehen, verfolgten sie mit ihrer Kunst den Zweck der Dokumentation – seien es möglichst realistisch wiederzugebende Gesichtszüge von Personen, erinnernswerte Ereignisse, Stadtansichten, Naturgegenstände usw. – oder der Dekoration. Kunst um ihrer selbst willen, „l’art pour l’art“, ist ein eher modernes, sich erst seit der „Entdeckung der Innerlichkeit“ Ende des 18. Jahrhunderts allgemeiner verbreitendes Konzept, das auf die Verbildlichung subjektiver Befindlichkeiten zielt. In den Dienst dieser künstlerischen Bewegung wurde das neue Medium der Fotografie recht bald gestellt, aber eben von einer Minderheit mehr oder weniger avantgardistisch motivierter Persönlichkeiten, nicht von der Überzahl derer, die Fotografie zwecks Sicherung ihres Lebensunterhalts praktizierten. Nietzsches bekannter Aphorismus „Müßiggang ist aller Psychologie Anfang“ lässt sich ohne weiteres auf die subjektivistische und somit psychologisch orientierte Kunst beziehen. Phantasiegeborenen eigenen Imaginationen oder den Inspirationen persönlicher Musen zu folgen, bedarf eben eines gewissen Maßes selbstbewusst kultivierten Müßigganges und lässt sich weder mit den existentiellen Zwängen eines Gewerbes noch mit den Konventionen und Ressentiments von Bevölkerungen kleiner Industriestädte leicht vereinbaren. Es überrascht nicht, dass frühe Protagonisten einer innovativen Fotografie jenseits pekuniärer Erwägungen vor allem in gleichgesinnten großstädtischen Künstlergemeinschaften einen ihre Intentionen ermutigenden und fördernden sozialen Raum fanden, etwa im Umfeld der englischen Präraffaeliten des 19. Jahrhunderts – auch nicht, dass die dem Siegerland entstammenden oder nahestehenden namhaften Fotokünstler ihren späteren Ruhm kaum dem subjektiv-ästhetischen Experiment, um so mehr aber der sachlichen Dokumentation objektiver Architektur-, Industrie- und Arbeitswelten verdanken.

Eine Fotografie immerhin kann mit „an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ Albrecht Melsbach zugesprochen werden, nämlich die einzige überlieferte Porträtaufnahme des Realschuldirektors Carl Schnabel.91 Sofern dieser, was kaum wahrscheinlich ist, in seinen „besten Jahren“ nicht noch Fotoateliers außerhalb Siegens als Kunde in Anspruch genommen hatte, dürfte es sich dabei um die von ihm Anfang 1856 in der örtlichen Presse gelobte Probe Melsbachscher Arbeit handeln. Die im Stadtarchiv Siegen vorhandenen Reproduktionen lassen freilich keine umfassenden Rückschlüsse auf die technische Qualität der nicht lokalisierbaren Originalabzüge und, wichtiger noch, des Negativs, zu. Kompositorisch ist das Bild gut gelungen. Es vermittelt den Eindruck einer Begegnung von Fotograf und Porträtiertem auf Augenhöhe, was womöglich einer fortgeschrittenen Vertrautheit Melsbachs und Schnabels zu verdanken und jedenfalls für Porträtfotografien zu keiner Zeit selbstverständlich war und ist. Das Bild gewinnt klar durch seinen auf das Wesentliche, nämlich die abzubildende Person konzentrierten Minimalismus ohne das für die kommenden Jahre typisch werdende Brimborium mehr oder weniger geschmackloser Studioeinrichtungen mit ihren Gipssäulen, Draperien, Zimmerpalmen und so kitschigen wie unpassenden Hintergrundmalereien. Neben den Vorzügen fallen zugleich gewisse „Kinderkrankheiten“ der frühen Fotografie ins Auge, die beim gegebenen technischen Entwicklungsstand noch nicht vermieden werden konnten. Alles in allem kann die Aufnahme Carl Schnabels als ein ästhetisch ansprechendes und handwerklich überzeugendes Beispiel für das 1856 im fotografischen Gewerbe möglich Gewesene gewürdigt werden. Wenn, was einigermaßen sicher anzunehmen ist, Albrecht Melsbach dessen Urheber war und er den hier gegebenen Qualitätsstandard auch weiterhin anbot, so hätten sich die Siegener für ihren ersten Fotografen am Ende seiner – leider so kurzen – Berufskarriere wahrlich nicht zu schämen gehabt.

Caroline Melsbach geb. Huster – die Witwe

Die konventionelle Rollenverteilung in einem kleinen familienbetriebenen Geschäft ohne weitere Angestellte92 – ER mit seiner anspruchsvollen kreativen Arbeit in der Werkstatt oder im Atelier zugange, SIE hinter der Theke die Ladenkundschaft beglückend – scheint bei den Melsbachs nicht konsequent geherrscht zu haben. Des Inhabers Ehefrau muss für das Handwerk ihres Mannes Interesse und Begabung aufgebracht haben (auch – denkt man an das unvermeidliche Herumpanschen in wenig appetitlichen Flüssigkeiten – die Bereitschaft, sich buchstäblich die Hände schmutzig zu machen93) und von ihm in die Fotoarbeiten einbezogen worden sein. Anderenfalls wäre es nicht vorstellbar, dass sie nach dem Tod Albrechts überhaupt erwägen konnte, das Atelier selbständig weiterzuführen. Im April 1860 annoncierte sie:

„Ich zeige hiermit einem geehrten Publikum ergebenst an, daß von heute an wieder Photographische Aufnahmen aller Art, sowie Copien von Portraits und Landschaften etc., überhaupt alles im Bereiche der Photographie vorkommende in größter Vollkommenheit in unserm Atelier angefertigt werden und wird es stets mein Bestreben sein, das uns seit Jahren geschenkte Zutrauen zu würdigen. Aufnahmezeit von 8 Uhr Morgens an.

Lina Melsbach.“94

Ein wenig überraschend folgte zwei Monate später die Ankündigung, am 20. Juni d. J. solle der „Mobiliar-Nachlaß des Albert [Sic!] Melsbach“ verkauft werden95, wobei die aufgelisteten Artikel deutlich mehr als rein persönliche Besitztümer des Verstorbenen umfassten. Der Gedanke, dass Witwe Melsbach nun ihren Wegzug aus Siegen oder wenigstens die Geschäftsaufgabe plante, drängt sich auf, da auch „1 photographisches Atelier“ zum Verkauf angeboten werden sollte.

Am 6. Juli 1860 erfuhren die Leser des Intelligenzblattes dagegen:

„Photographische Aufnahmen aller Art werden von nun an wieder ohne Unterbrechung aufs Vollkommenste und zu den billigsten Preisen in unserem Atelier angefertigt.“96

Aber keine drei Wochen später erfolgte die Anzeige der Konkurseröffnung97 mit einer geplanten Frist bis zum 13. September, später bis zum 12. Oktober verlängert98, worauf schließlich noch ein weiterer Termin am 26. Oktober anberaumt werden musste:

„Zu dem Konkurse über den Nachlaß des Photographen Albrecht Melsbach in Siegen hat der Dr. med. Vogel99 hier nachträglich eine Forderung von 43 Thlr. 27 ½ Sgr. und der Apotheker Wrede100 hier eine Forderung von 21 Thlr. 9 Sgr. 9 Pf. angemeldet.“101

Eine offene Schuld von insgesamt etwas über 65 Talern also allein bei diesen beiden Gläubigern – wahrlich kein geringer Betrag. Einige Angaben aus dem gleichen Jahr mögen eine Vorstellung von dessen Größe geben: Das Jahresgehalt für den in Kredenbach neu einzustellenden Lehrer betrug 200 Taler.102 Zwei Spenden des Philanthropen Leonhard Gläser an den Siegener Kranken-Hilfs-Verein und den Sterbekassen-Verein in Höhe von ca. 50 und 34 Talern wurden jeweils als „erhebliche Summe“ bezeichnet.103 Und eine Kuh kostete verschiedenen Angeboten zufolge um die 60 Taler. Es ist zu vermuten, dass die Finanzlage der Melsbachs nicht erst seit Albrechts letzter Erkrankung bedrückend war. Von der Hoffnung, das Fotogeschäft doch noch allein weiterführen zu können, dürfte sich die Witwe spätestens während des Konkursverfahrens verabschiedet haben.

Nicht zu beweisen, aber auch nicht unwahrscheinlich ist, dass (wie schon Georg Hackstein vermutete104) ein am 28. August 1860 ergangenes Verkaufsangebot von Caroline Melsbach stammte:

„Zwei photographische Apparate, nämlich: 1) Ein Apparat für Portraits & Landschaften (¼ Größe) nebst allem Zubehör, 2) Ein Apparat zur Darstellung von Stereoscopbildern, mit zwei Objektives, werden verziehungshalber gegen Mitte September billig abgegeben. Beide Apparate sind vorzüglicher Qualität. Dem Uebernehmer kann auf Verlangen gründlicher Unterricht in der Photographie auf Glas, Papier u. Wachsleinen ertheilt werden. Man wende sich franco an die Exped. d. Bl.“105

Natürlich ist nicht auszuschließen, dass in Siegen neben den Melsbachs als Profis auch schon Fotoamateure lebten, von denen einer just im Sommer 1860 seines anspruchsvollen Hobbys überdrüssig geworden sein könnte. Allerdings hätte ein solcher dem Käufer wohl kaum zusätzlich noch „gründlichen Unterricht“ angeboten. Die zu veräußernde Ausrüstung dürfte auch gebraucht noch von einigem Wert gewesen sein und, sofern die Annonce tatsächlich von der Witwe Melsbach stammte, bei erfolgreichem Verkauf sicherlich die acht Wochen später von Arzt und Apotheker erhobenen Forderungen recht gut kompensiert haben. Das „Viertelformat“ (damals nicht standardisiert, meist ca. 3 ¼ x 4 ¼ Zoll) war recht klein, aber in der gewerblichen Porträtfotografie sehr gebräuchlich. Für Einzelporträts wurden relativ lange Brennweiten verwendet, die jedoch für größere Gruppen im Atelier oder Landschaften/Stadtansichten weniger geeignet waren, weshalb zu einer gediegenen professionellen Ausrüstung mehrere Wechsel-Objektive (Zooms gab es natürlich noch nicht) gehörten. Stereoskopie war seinerzeit eine sehr populäre Modeerscheinung, der die Melsbachs mit ihren Atelierangeboten sicherlich Rechnung getragen hatten. Bei der zu verkaufenden Stereo-Kamera dürfte es sich um das erste überhaupt auf den deutschen Markt gelangte Modell gehandelt haben, ein seit 1856 angebotenes Produkt der Emil Busch AG in Rathenow – Neupreis ca. 50 Taler.106

Ein kurzer Blick zurück: Wie schon erwähnt, hatte Albrecht Melsbach im April 1859 die Kundschaft über den Umzug seines bisher in der Marburger Straße befindlichen Geschäftes „in das Haus der Frau Wittwe Schlosser Jung neben der evangelischen Kirche, links vom Gasthof zum Löwen“, informiert. Dies erinnernd, wird man aus einem im November 1860, sieben Monate nach Albrecht Melsbachs Tod und ein knappes Vierteljahr nach eben zitierter Verkaufsofferte, im Intelligenz-Blatt auftauchenden Inserat gewisse naheliegende Schlüsse ziehen wollen:

„Photographisches Atelier. Photographische Porträts in allen Zweigen, auf Papier, Leinwand und Glas, von Medaillons-Größe bis zu Extra-Platten, sowie Stereoskopen werden täglich in meinem Atelier bei Frau Wittwe Schlosser Jung hinter der evang. Kirche angefertigt. Aufnahmezeit von Morgens 10 Uhr bis Nachmittags 3 ½ Uhr. Siegen, den 12. November 1860. Adolph Rhodius.“107

War also der bis dato nicht als Fotograf in Erscheinung getretene Adolph Rhodius Nachmieter der Melsbachschen Wohnung in Witwe Jungs Haus und Käufer des separat errichteten Atelier-Glashauses einschließlich der Fotoausrüstung?

Rhodius‘ fotografische Aktivitäten währten nicht sehr lange. Sein Atelier (möglicherweise nicht mehr an der ursprünglichen Adresse) existierte noch bis Ende 1866, als er die von ihm im Oktober aufgenommenen „Photographieen von der Siegesfeier“108 bewarb; danach verliert sich seine Spur – wenn man ihn denn nicht mit dem „Herrn Ad. Rhodius in Siegen“ in Verbindung bringen möchte, welchem im September 1869 „eine Haupt-Agentur“ für Sprengmaterial der Firma Gebr. Krebs & Comp. in Deutz109 übertragen wurde. Ein verbindendes Element könnte die Schießbaumwolle (Cellulosenitrat) sein, ein seit 1846 gebräuchlicher Sprengstoff und zugleich Ausgangssubstanz zur Herstellung fotografischer Collodium-Lösungen.

Ob Caroline Melsbach jemals ernsthaft den Wegzug aus Siegen erwogen hatte, ist unerheblich, denn schließlich blieb sie bis zum Lebensende in ihrer Geburtsstadt wohnen. Schon im November 1860 hatte sie einen ausgereiften Plan für die Zukunft:

„Den geehrten Eltern Siegens die ergebene Anzeige, daß ich hier eine Näh- und Strickschule errichten werde, in welcher sowohl in allen feinen wie auch gröberen Handarbeiten gründlicher Unterricht ertheilt werden wird. Gleichzeitig empfehle ich mich im Nähen feiner Leinwand, wie in allen vorkommenden Stickereien bestens. Wittwe Melsbach.“110

Eine aus Verzweiflung geborene Idee war dies nicht, vielmehr eine Reminiszenz an frühere Zeiten. Knapp zwei Jahre vor ihrer Eheschließung mit dem Witwer Melsbach, im Juli 1853, setzte die 25jährige Caroline Huster zusammen mit einer Freundin folgende Annonce ins Intelligenzblatt:

„Unterzeichnete beabsichtigen mit dem 1. August allhier eine Schule (zum Unterricht in weiblichen Handarbeiten) für Kinder zu errichten. Da erstere während ihres zweijährigen Aufenthalts in einem Damen-Institute in Holland Gelegenheit gehabt hat sich in Allem, was bei Obigem verlangt werden kann, zu vervollkommenen, sind sie überzeugt, allen Forderungen entsprechen zu können, und bitten um gütiges Zutrauen. Auch empfehlen sich dieselben bestens im Nähen in feiner Leinwand, wie in sonstigen feinen Handarbeiten. Ihre Wohnung ist bei Herrn Reuter auf der Pfarrstraße111. Karoline Huster. Gretchen Bender.“112

Sicherlich wäre das Stoff für einen zu Herzen gehenden Roman, ist aber hier mangels weiterer Fakten leider nicht näher auszuführen. Immerhin hatte Gretchen („Margaretha Bender am Marburger Thor“) fünf Jahre zuvor eine Spur hinterlassen, als sie sich im Intelligenzblatt „in Anfertigung von [künstlichen] Blumen und Früchten, im Waschen von Seidenzeug, Glace- und seidenen Handschuhen, blondem und weißem Pelze, so wie mit Stickereien und Nähen in feiner Leinwand“ empfahl.113 Aus dem Schulprojekt der beiden jungen Damen scheint nichts geworden zu sein, und für Caroline Huster hätte sich die Sache zwei Jahre später mit ihrer Heirat ohnehin erledigt gehabt. Es wird aber deutlich, dass anspruchsvolle Handarbeiten 1860 für sie mehr waren, als lediglich eine vom Schicksal erzwungene Option, sich als arme Witwe irgendwie ihr tägliches Brot zu verdienen. Wie erfolgreich sie mit ihrer neuen Betätigung war und ob die 1860 angekündigte „Schule“ über den Status eines Luftschlosses hinausgelangte, lässt sich nicht mehr beantworten. In den folgenden Jahren brachte sie sich immer wieder einmal in Erinnerung:

Februar 1866:

„Mädchen, die sich im Weißnähen auszubilden wünschen, werden gesucht von Frau Melsbach.“114

April 1871:

„Mädchen, die sich im Leinen-Nähen auszubilden wünschen, sucht Frau Melsbach.“115

Mai 1881:

„Unterzeichnete beabsichtigt vom 1. Juni an Unterricht im Anfertigen und Zuschneiden von Herren- und Damenwäsche zu ertheilen. Frau Wwe. Melsbach, Marburgerstraße Nr. 745.“116

Nicht vergessen werden sollte, dass Caroline Melsbach seit ihrer Verwitwung alleinerziehende Mutter mehrerer Kinder war. Neben ihren zwei eigenen (Helene Caroline, geb. 1856, und Albrecht jun., geb. 1859) lebte 1864117 in ihrem Haushalt noch aus der ersten Ehe ihres Mannes die 1843 in Neuwied geborene Wilhelmine. Über die im Dezember 1858 zuletzt nachgewiesenen Stieftöchter Henriette (geb. 1845?) und Philippine (geb. 1850)118 finden sich später keine Nachrichten mehr. Ob sie vor 1864 verstorben waren, lässt sich ohne großen Aufwand (Recherche in den Siegener Kirchenbüchern) nicht feststellen; für Henriette wäre altersmäßig auch eine Dienstanstellung außerhalb Siegens in Frage gekommen.

Sohn Friedrich Ernst Albrecht scheint zu einigen Hoffnungen Anlass gegeben zu haben: Seit dem Schuljahr 1869/70 besuchte er die Siegener Realschule (wo er anfangs ein Klassenkamerad August Kellers, Sohn des früheren Kompagnons Albrecht Melsbachs, war)119 und verließ sie 1876 nach Absolvierung der Untersekunda, also mit der „Mittleren Reife“.120 Schon während der beiden letzten Schuljahre muss er unterrichtsbegleitend gewerbliche Kurse an der Städtischen Sonntagsschule besucht haben, wurde er doch für dortige Prüfungsarbeiten 1875 mit einer silbernen Preismedaille121 und 1876 mit einer Prämie (dem „Buch der Erfindungen“)122 ausgezeichnet. Nach dem Schulabschluss hat er sich anscheinend dem Verwaltungsfach zugewandt, jedenfalls war er bei seinem frühen Tod als Magistratssekretär in Siegen beschäftigt. Er starb am 29. Januar 1881, noch nicht ganz 22jährig.123

Tochter Helene Caroline blieb ihrer Mutter zeitlebens verbunden. Viel ist über ihr weiteres Schicksal nicht bekannt. Am 8. Februar 1883, knapp 27jährig, heiratete sie den Bäcker Ernst Daniel Heinrich Ruben124, seit 1868 Inhaber der bislang von Carl Georg Bosch betriebenen Bäckerei und Schankwirtschaft in der Marburger Straße. Die Witwe Melsbach fand fortan Aufnahme im Ruben’schen Haushalt. In den Adressbüchern von 1890 und 1891125 wurde sie als „Näherin“ aufgeführt. Nach dem Tod Heinrich Ruben’s am 7. Mai 1892126 zogen Mutter und Tochter in den Brüderweg 10 – die Witwe Melsbach nun als „Privatperson“.127 Hier verstarb sie am 5. Dezember 1905.128 Ihre Tochter lebte bis zum 29. November 1926.129 Erwähnt werden kann noch, dass sich die Witwe Lina Ruben geb. Melsbach im Juni 1898, also schon in etwas fortgeschrittenem Alter, mit einem gewissen Jakob Bemfert aus Krefeld verlobte130 – offensichtlich ohne das Happy End einer zweiten Ehe zu erleben: Nur ein halbes Jahr später nämlich zeigte Jakob Bemfert seine am 17. Januar 1899 in Krefeld erfolgte Vermählung mit einer anderen Dame, Gertrud geb. Haasen, an.131 (In Anbetracht der früheren verwirrenden Unsitte, Söhne mit den Vornamen ihrer Väter auszustatten, kann vermutet werden, dass es sich beim Bräutigam um einen nach Krefeld verzogenen Sprössling des Siegener Fuhrunternehmers und Kohlenhändlers Jakob Bemfert handelte, weshalb die Anzeige in der hiesigen Tageszeitung platziert worden war.)

Wilhelmine, die Stieftochter, heiratete am 13. Juni 1871 den in Siegen gut bekannten Konditor Jakob Reuter.132 Nach dem Tod ihres Ehemannes am 1. September 1909133 führte sie die Konditorei anfangs noch weiter, scheint dann aber aus Siegen verzogen zu sein. Sie starb am 7. September 1918 in Düsseldorf.134

Carl Huster – der Schwager

Im Jahre 1840 war Carl 22 Jahre alt und lebte nicht mehr im elterlichen Haushalt (Lämmergasse 239), sondern im Haus des „Calculators“ Johann Ludwig Vorländer und dessen jüngeren Bruders Wilhelm (Am Saumarkt), wo er als „Lithograph“ registriert war.135 Dies deutet darauf hin, dass er im stadtbekannten und an seine Gehilfen sicherlich hohe Anforderungen stellenden Buchdrucker Wilhelm Vorländer einen renommierten Arbeitgeber gefunden hatte, vielleicht auch schon bei ihm in die Lehre gegangen war. Möglicherweise begab er sich wenig später auf die Gesellenwanderschaft, kehrte aber spätestens im Herbst 1846 nach Siegen zurück. Seine Schwester Katherine (Käthchen) hatte am 3. April 1846 den Rotgerber Wilhelm Montanus geheiratet136, eine Woche vor dem Tod der Mutter. Ein halbes Jahr später eröffnete Carl zusammen mit seinem sechs Jahre jüngeren Schwager die „Lithographische Anstalt Huster & Montanus“.137 Interessant ist die im Inserat angegebene Adresse „hinter der evang. Kirche bei Schlossermeister Jung“ – die gleiche, an welche 1859 Albrecht Melsbach sein Fotoatelier verlegte.

Carl Huster mag zur Führung einer Druckerei qualifiziert und kompetent gewesen sein; dennoch war seinem Projekt kein Glück beschieden. Auf ihn als ältesten Sohn werden sich wohl besondere Erwartungen seines ökonomisch nicht gut gestellten Vaters und der minderjährigen Geschwister konzentriert haben. Dass er mit einer eigenen lithographischen Anstalt in Konkurrenz zum Siegener „Platzhirsch“ Vorländer trat, sollte ihm bewusst gewesen sein. Die ohnehin nur mit einer einzigen Zeitungsannonce anlässlich ihrer Gründung beworbene Firma scheint von Anfang an keine vielversprechende Perspektive gehabt zu haben. Für den Schwager und Teilhaber Wilhelm Montanus sollte 1847 ein schweres Jahr werden: 20 Tage nach der Totgeburt einer Tochter am 8. September138 starb auch Wilhelms Ehefrau, Carls Schwester, im Alter von 24 Jahren.139 Die Firmenpartner trennten sich nicht lange danach; spätestens seit Februar 1849 wirtschaftete Carl Huster allein. Sein Geschäft hatte er nun „in das Lokal der früheren Friedrichschen Buchdruckerei in der Hinterstraße“ verlegt und betrieb dort, neben dem lithographischen Gewerbe, einen Handel mit Papier- und Schreibwaren, Künstlerbedarf, Parfümerien und anderem.140 Am 27. April 1849 heiratete er die fünf Jahre jüngere Katharina Lixfeld, Tochter des Schlossermeisters Andreas Lixfeld in der Marburger Straße 224141, und wurde am 7. März 1850 Vater eines Sohnes142 – Alexander Theodor, der ihm viel später als Siegener Fotograf nachfolgen sollte. Sein zweites Kind kam, den Umständen entsprechend, erst 1864 zur Welt. Wenn Franz Huster 1849 andeutete, dass Carl vorerst „noch für Rechnung seines Schwiegervaters“ arbeitete143, ist das wohl dahingehend zu interpretieren, dass Andreas Lixfeld dem Schwiegersohn einen – nun abzuzahlenden – Kredit gewährt hatte, um diesem überhaupt die Fortführung seines Gewerbes und Gründung des ehelichen Hausstandes zu ermöglichen.

Am 16. Februar 1852 wurde die 6. Sitzungsperiode des Königlichen Schwurgerichtshofs zu Siegen eröffnet. Wichtigster Verhandlungsgegenstand war ein Prozess wegen „Münzverbrechens“144 gegen eine zwischen 1848 und 1851 in Siegen, den Nachbarkreisen und darüber hinaus agierende zwölfköpfige Bande mit zwei Hauptangeklagten: den beiden Siegener Lithographen August Michel145 und Carl Huster. Beschuldigt wurden sie, in großem Umfang146 preußische Darlehens-Kassenscheine gedruckt und in Umlauf gebracht zu haben. Im Verlauf des Prozesses kam dann noch zur Sprache, dass Carl Huster „schon einmal im Jahre 1847 wegen Verdachts, sächsische Kassenbillets nachgemacht zu haben, in Voruntersuchungsarrest gewesen“147 sei.

Der Prozess endete am 6. März 1852. Die beiden Hauptangeklagten wurden zu jeweils 15 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Polizeiaufsicht verurteilt; ferner war „jeder auch aus dem Soldatenstande auszustoßen“.148

„Die Bestrafung und das Strafmaaß wird sodann kurz begründet […] indem noch hervorgehoben wird gegen Huster und Michel, daß sie das Verbrechen jahrelang getrieben, daß nach der Natur der Sache viele Menschen durch sie verführt worden und daß sie die Quelle des Unglücks vieler seien“.149

Zu diesen vielen unglücklich Gemachten gehörten nicht zuletzt Carls alternder Vater Franz und natürlich seine junge Ehefrau mit ihrem gerade einmal zweijährigen Sohn Theodor, den der Verurteilte, eine dem Prozess vorausgegangene längere Untersuchungshaft angenommen, seit seiner Geburt bestenfalls flüchtig hatte erleben können. Es ist Katharina Huster geb. Lixfeld hoch anzurechnen, dass sie ihrem Ehemann so lange die Treue hielt (als Protestantin hätte ihr die Scheidung offengestanden) und er nach der Haftentlassung wieder Aufnahme bei ihr und dem Schwiegervater fand. Wie gemeinhin üblich gewesen, wird Carl Huster, gute Führung vorausgesetzt, nach dem Abbüßen von zwei Dritteln der Strafe die Freiheit erlangt haben, also ungefähr 1862. Die Geburt seines zweiten Sohnes Heinrich am 17. Juni 1864150 legt Zeugnis davon ab, dass der Vater spätestens seit Herbst des Vorjahres wieder in Siegen anwesend war. August Michel hingegen könnte ein wenig länger im Zuchthaus Münster eingesessen haben, falls sein Strafmaß wegen mehrerer während der Untersuchungshaft unternommener Fluchtversuche und tätlichen „Widerstandes gegen die Staatsgewalt“ erhöht worden sein sollte.151

Im Frühjahr 1864 – sein Schwiegervater war am 11. Februar im Alter von 88 Jahren verstorben152 und hatte ihm möglicherweise ein kleines Startkapital für ein neues Unternehmen hinterlassen – trat Carl Huster in Siegen wieder öffentlich in Erscheinung:

„Einem geehrten Publikum empfehle ich mich als Photograph und Portrait-Maler. Mein Atelier befindet sich am Marburgerthor. Bestellungen werden auch im Hause meines Schwiegervaters, des Schlossermeisters Herrn A. Lixfeld, entgegen genommen. Ich verspreche schöne Arbeit und billige Bedienung.“153

Gewohnt hatte er mit Frau und Söhnen zunächst weiterhin im Lixfeldschen Haus, Marburger Straße 224. Die Auflösung der Schlosserei seines verstorbenen Schwiegervaters, eine anscheinend recht herausfordernde Angelegenheit, zog sich über mehrere Jahre hin. 1868 konnte er schließlich „seinen geehrten Gönnern“ die Mitteilung machen, „daß die photographischen Aufnahmen von Sonntag, den 30. August an, in meinem neuen Wohnhause an der Chaussee vor dem Marburgerthor (am Kampen) statt finden. Die neue Einrichtung meines Atelier ermöglicht es allen Anforderungen zu genügen, welche billiger Weise an ein photographisches Etablissement der Jetztzeit gestellt werden können.“154

Das Atelier in der Kampenstraße sollte für mehrere Jahrzehnte eine Konstante im Fotografengewerbe der Stadt bleiben. Heinrich Schmeck verbrachte hier einige Lehrjahre; Theodor Huster, nach ihm Carl Gallas und schließlich dessen Töchter Leonie und Antonie führten das Unternehmen des Gründers Carl Huster weiter.

Carl Husters Leben als ehrenwerter und in der Stadt anscheinend allgemein geachteter Geschäftsmann nahm also einen vielversprechenden Anfang – ein Beispiel für gelungene Resozialisierung. Über die Ursachen dafür, dass er überhaupt straffällig geworden war, kann nur spekuliert werden. Möglicherweise hatten ihn die bedrückende wirtschaftliche Lage seiner Familie, der anzunehmende Misserfolg seines ersten Geschäfts, vielleicht in Verbindung mit Einflüsterungen falscher „Freunde“, dazu verleitet, sein zeichnerisches und handwerkliches Geschick für gesetzwidrige Zwecke anzuwenden. Auf pure Lust an Spitzbüberei und Regelverstoß, wie die Legende sie dem jungen August Michel nachsagt, deutet bei Carl Huster nichts hin.

Unter Berührungsängsten gegenüber den Siegener Einwohnern scheint er, trotz seiner peinlichen Vergangenheit, nicht gelitten zu haben:

„Photographische Ansichten des Marktplatzes, während der Feier am Vormittage des 2. Oktober aufgenommen, sind nach drei verschiedenen Aufnahmen, à Stück 15 Sgr., zu haben bei Carl Huster, Photograph.

NB. Bei Absatz von im Ganzen hundert Stück oder darüber werde ich den dritten Theil der Einnahme dem National-Invaliden-Fonds überweisen.“155

Als Geschäftsmann in der sehr überschaubaren Stadt Siegen wird er kaum ernsthaft erwartet haben, dass Bürger jemals solche Großbestellungen tätigen würden, aber eine werbewirksame Geste, mit der er womöglich nebenbei auch seinen invaliden Vater erfreuen wollte, war es allemal.

Bei der fotografierten „Feier“ handelte es sich um die in Siegen abgehaltene Großveranstaltung156 anlässlich des Sieges Preußens im sogenannten „Deutschen Bruderkrieg“ von 1866. Neben Carl Huster stellte sich auch sein Fotografenkollege Adolph Rhodius (der schon zwei Jahre zuvor als Fotograf des Siegener Schützenfestes hervorgetreten war157) der Herausforderung, dieses patriotische Spektakel für die Nachwelt festzuhalten:

„Am nächsten Samstag, den 6. d., steht das von mir photographisch aufgenommene Bild der am 2. Octbr., Morgens 11 Uhr, vor dem Rathhause stattgefundenen Siegesfeier zur Ansicht bereit. Der Preis des Bildes ist 22 ½ Sgr. Ad. Rhodius.“158

Ohne Kenntnis der jeweiligen Bildformate ist ein Vergleich der beiden Angebote – 15 bzw. 22 ½ Silbergroschen – nicht möglich. Bei Huster drei verschiedene Fotos zum nur doppelten Preis des einen bei Rhodius erwerben zu können, war vielleicht eine Verlockung. Wurde Adolph Rhodius, der nach dem Siegesfest anscheinend seine fotografische Karriere beendete, ein Opfer von Husters Geschäftstüchtigkeit? Jedenfalls läuteten die beiden mit ihren „Event-Aufnahmen“ 1864/66 in Siegen das Zeitalter des Bildjournalismus ein – auch wenn es hier noch etliche Jahrzehnte dauern sollte, bis die direkte Wiedergabe von Fotografien in der Tagespresse technisch möglich wurde.159

Dass Carl Huster drei von unterschiedlichen Standpunkten aus aufgenommene Bilder anfertigte, ist ein Zeugnis seines beruflichen Enthusiasmus: Da es bei der Verarbeitung der nassen Collodium-Platten nach der Belichtung um schnelles Arbeiten, d.h. um Minuten ging, wird er bei seinem Außeneinsatz wohl eine mobile Dunkelkammer mit sich geführt haben. Es sollten noch einige Jahre ins Land gehen, bis mit der Verfügbarkeit von Trockenplatten solche Mühsal ein Ende fand.

Ein weiteres Ereignis, das Huster mit seiner Kamera dokumentierte, war der Stadtbrand vom 7./8. Juni 1870160 – natürlich erst am Vormittag nach der Katastrophe, da Nachtaufnahmen die damaligen technischen Möglichkeiten überfordert hätten.

„Eine von der Ax’schen Wende aus durch Herrn Carl Huster aufgenommene, gelungene Photographie zeigt uns die Brandstätte mit der gesammten, an dem Marckord’schen Hause thätigen Steigmannschaft. Das in stattlicher Größe ausgeführte Blatt wird gewiß Vielen willkommen sein, wie es denn namentlich in späteren Zeiten großes Interesse in Anspruch zu nehmen geeignet ist.“161

Sicherlich auf Husters Arbeit, auch wenn er namentlich nicht genannt wurde, bezog sich diese Anzeige in der selben Zeitungsausgabe:

„Auf Veranlassung sind drei verschiedene photographische Aufnahmen der Brandstätte in der oberen Kölner- und Löhrstraße erschienen. Die Bilder sind nur bei Friedr. Hinderthür und Buchbinder Fr. Thomas ausgestellt, woselbst auch eine Subscriptionsliste offen liegt. Der Preis eines Bildes ist 15 Sgr., und ist die Hälfte des eingehenden Betrags für die Steigmannschaft der Feuerwehr, die andere Hälfte zur Deckung der Herstellungskosten bestimmt.“162

Überhaupt muss Carl Huster viel außerhalb seines Ateliers fotografiert haben. 1869 etwa empfahl er „Ansichten vom Mittelpunkte der Stadt (Rathaus, Kirche, Klupp [Sic!], Markt etc.) in einer Größe der Bildfläche von 9 “ Breite und 6 ½ “ Höhe, zum Preise von 20 Sgr.“163

Husters Aktivitäten blieben nicht auf die durch seine Gewerbetätigkeit vorgegebenen Erfordernisse beschränkt. Umfassenderes Interesse am weiten Feld der Fotografie belegen beispielsweise die seit 1873 bestehende Mitgliedschaft in der Wiener Photographischen Gesellschaft164 und die Anwesenheit bei einer Festsitzung des Vereins zur Pflege der Photographie und verwandten Künste zu Frankfurt a. M. am 10. September 1884165, um nur zwei biographische „Schnappschüsse“ anzuführen. Auch als Wegbereiter für die nächsten Siegener Fotografen-Generationen hat er sich Respekt verdient.

Aus unbekannten Gründen zog sich Carl Huster 1877 – vorübergehend, wie sich ergeben sollte – aus dem Geschäft zurück166 und überschrieb dieses an den aus Salchendorf stammenden Heinrich Schmeck (1852-1940)167, dessen erster Lehrherr er ab 1867 wohl gewesen war.168 Nachdem Schmeck im Sommer 1881 ein neues Atelier in der Bahnhofstraße eröffnet hatte169, folgte von Carl Huster „die ergebenste Anzeige, daß ich mein bisher verpachtetes Photographie-Geschäft wieder für eigene Rechnung in meinem Hause am Kampen weiter führe und halte mich zu geneigten Aufträgen bestens empfohlen. Es soll stets mein Bestreben sein, mir die Zufriedenheit meiner geehrten Gönner durch sauberste Arbeit und reelle Bedienung zu erwerben.“170

Unterstützt wurde er im folgenden von seinem Sohn Theodor, „welcher längere Zeit in bedeutenden Ateliers thätig war“171, allerdings bald wieder eigene Wege ging:

„Hiermit die ergebenste Anzeige, daß durch den Umzug meines Sohnes von hier nach Hagen mein Photographie-Geschäft keinerlei Unterbrechung erleidet.“172

Theodor Huster eröffnete sein eigenes Fotoatelier in Hagen, Bahnhofstraße 46173, kehrte aber schon wenige Jahre später nach Siegen zurück. Hier war am 17. Juni 1889 seine Mutter gestorben.174 Carl Huster überlebte seine Ehefrau nur um zwei Jahre; er starb am 25. Juni 1891.175 Bis 1893 blieb Theodor formal noch Inhaber des Hagener Geschäftes, hatte die Leitung aber auf zwei Teilhaber, die Geschwister Gertrud und Heinrich Thill, übertragen.176

„Das von meinem verst. Vater bisher geführte photographische Atelier, Siegen, Am Kampen, habe ich für meine Rechnung übernommen und eröffne dasselbe wieder mit dem heutigen Tage. Gestützt auf meine langjährige Praxis in ersten Ateliers grösserer Städte und mit den besten Apparaten und Dekorationen ausgestattet, glaube ich dem geehrten Publikum nur vollendete Leistungen bieten zu können. Indem ich hoffe, dass mir das Vertrauen, welches ich bei meiner früheren Thätigkeit hier am Platze in so reichem Maasse genoss, auch jetzt wieder zugewendet werde, lade ich zum geneigten Besuche ergebenst ein.“177

Kurz vor dem Ausklang des Jahrhunderts endete in Siegen die Ära der Fotografen Huster:

„Zur gefl. Kenntnißnahme, daß ich mit dem 15. Oktober d. Js. das von mir käuflich erworbene Haus nebst photographischem Atelier des Herrn Th. Huster, Siegen, Kampenstr. Nr. 5, übernehme. […] Meine Filiale in Betzdorf bleibt nach wie vor bestehen. Hochachtungsvoll! C. Gallas, Siegen-Betzdorf.“178

Ergänzend dazu berichtete die Siegener Zeitung, daß „Herr Photograph Huster, der nach Crefeld verzieht, sein am Kampen gelegenes Haus an Herrn Photograph Gallas zum Preis von 25.000 Mark abgab“.179

Den wenigen online zugänglichen Krefelder Adressbüchern zufolge betrieb Theodor Huster dort, am Westwall 73, 1910 eine „Handlung in photographischen Artikeln“180, war mindestens von 1913 bis 1920 am Markt 7 als Fotograf tätig181 und wohnte unter dieser Adresse 1926 als „Invalide“.182 Sein Todesdatum ist derzeit nicht in Erfahrung zu bringen, auch nicht, was ihn überhaupt nach Krefeld verschlagen hatte.

Schließlich verdient noch der zweite Sohn Carl Husters, Theodors 14 Jahre jüngerer Bruder, eine kurze Erwähnung. Heinrich legte zu Ostern 1885 am Siegener Realgymnasium die Reifeprüfung ab.183 Sein beim Schulabgang angegebenes Berufsziel „Kaufmann“ scheint er nicht lange verfolgt zu haben, sondern ergriff eine Laufbahn in der Kommunalverwaltung. 1896, als er bereits Regierungssekretär in Arnsberg war, wurde er zum Kreissekretär im Landkreis Hagen ernannt.184 Dort starb er als Leiter des Amtes Hagen-Boele, erst 49 Jahre alt, am 11. Februar 1914.185

Franz Huster – der Schwiegervater

Johann Franz Huster, geboren um 1794, kam im Jahre 1823 mit seiner Familie – Ehefrau Caroline (geb. 1796), Sohn Carl (geb. 1818) und Sohn Franz jun. (geb. 1820) nach Siegen, wahrscheinlich aus Dortmund, wo er sich nach den Freiheitskriegen niedergelassen hatte. In Siegen vergrößerte sich die Familie rasch weiter: Käthchen 1823, Lina 1827 oder 1828, Adolph 1832 und Louise 1837 oder 1838. 1848, also 25 Jahre nach seiner Niederlassung in der Stadt, beantragte er beim Siegener Magistrat die Verleihung der Bürgerrechte für sich selbst und seine volljährigen Kinder. Möglicherweise hatte er bislang aus Kostengründen darauf verzichtet, was schon ein Indiz für die bescheidene Wirtschaftslage der Familie Huster wäre. Mit der Weigerung des Magistrats, dem inzwischen verheirateten und gewerbetreibenden Sohn Carl die Rechte kostenlos (d.h. ohne Zahlung des nicht gerade geringfügigen Bürger- und Einzugsgeldes) zu gewähren, wollte Vater Huster sich nicht abfinden und wandte sich deshalb 1849 mit einer Eingabe an die Bezirksregierung, woraus einige biografische Details hervorgehen:

„Im Jahre 1823 am 12. Mai wurde ich als Bezirksfeldwebel hier in Siegen angestellt, ich blieb in dieser Charge bis 1829, wo ich als Invalide mit Zivilversorgungsschein abging und zuerst am hiesigen Bergamte als Calculatur-Gehilfe Beschäftigung fand, jetzt aber als Kanzleidietar bei dem hiesigen Kreis-Gerichte angestellt bin, und seitdem ununterbrochen mit meinen Angehörigen hier in Siegen wohne; bei der im Jahre 1836 erfolgten Einführung der Städteordnung in der Stadt Siegen hätte ich sonach laut Bestimmung der Städte-Ordnung als Bürger aufgenommen werden müssen, da ich bereits viel länger als dem Jahre hier wohnte und mein gesetzliches Domicil hier hatte.

Ich habe in den Freiheits-Kriegen pro 1814 & 1815 mitgefochten und es steht wie bekannt den Kriegern aus jener Zeit das Bürgerrecht als Staatsbürger mit ihren Angehörigen gesetzlich zu.

Gegenwärtig hat sich mein ältester Sohn Carl mit einer hiesigen Bürgertochter verehelicht und als Lithograph etablirt, obgleich nun derselbe zur Zeit noch kein Grundvermögen besitzt auch kein reines Einkommen von 200 Thlr. bezieht […] indem derselbe noch für Rechnung seines Schwiegervaters arbeitet; so hat doch der Magistrat Veranlassung genommen von meinem genannten Sohne das Bürgergeld mit 20 Thlr. und ein Einzugsgeld ad 10 Thaler auf dem Wege der Execution beitreiben lassen zu wollen. […]“186

Die Situation eines invaliden Witwers (seine Ehefrau war am 9. April 1846 gestorben187), der sich und mehrere Kinder zu ernähren hatte, war gewiss nicht beneidenswert, zumal er sich als „Diätar“ am Siegener Kreisgericht keiner Festanstellung erfreuen durfte. Zu den existentiellen Sorgen gesellte sich bald eine weitere, nämlich die Verstrickung Carls in kriminelle Machenschaften. Es bedarf keiner lebhaften Phantasie, um sich vorzustellen, wie der Vater, stolzer Veteran der Befreiungskriege und als Gerichtsangestellter ein Muster an Rechtschaffenheit, im März 1852 die Verurteilung seines Sohnes zu einer 15jährigen Zuchthausstrafe aufgenommen haben wird. Obwohl Pressemeldungen seine Ansässigkeit im Kreis Olpe erst später belegen, ist anzunehmen, dass ihn die Scham schon Anfang der 1850er Jahre aus Siegen vertrieben hatte.188

In Olpe fand Franz Huster eine feste Stelle als Kanzlist am dortigen Kreisgericht, wo ihm 1863 aus Anlass des 50jährigen Dienstjubiläums (also unter Anrechnung sämtlicher im „öffentlichen Dienst“ verbrachten Lebensjahre einschließlich der aktiven Militärzeit) der Titel „Kanzlei-Sekretair“ verliehen wurde.189 Zum 1. Juli 1868 erfolgte die Versetzung in den Ruhestand („mit Pension“).190

Seine Pensionierung nutzte Franz Huster umgehend für den Wegzug aus der Stadt Olpe. Anscheinend erwartete ihn an seinem neuen Wohnort Elspe ein gut eingerichtetes Domizil, weshalb er sich des in Olpe angesammelten Hausrats zu entledigen versuchte:

„Dienstag den 14. April c. [1868] Morgens 9 Uhr anfangend will der Kanzlei Secretair Herr Huster dahier in seiner Wohnung bei Wirth Johann Loeser: 2 Tische, 1 Sopha, 1 Comode, 1 Kleider- und 1 Küchenschrank, 1 Bettstelle, 6 Stühle, 1 Spiegel, 1 Wanduhr, 2 Oefen, Bilder, 1 Kanarienvogel und verschiedene andere Hausmobilien und Küchengeräthe gegen Baarzahlung verkaufen.“191

Warum er sich von seinem Kanarienvogel trennen wollte, bleibt freilich ein ungelöstes Rätsel der Weltgeschichte. In Elspe (heute zu Lennestadt gehörig und durch die Karl-May-Festspiele bekannt) widmete sich Franz Huster anscheinend der Landwirtschaft. Da seinerzeit in dem Ort bereits bäuerliche Namensträger lebten192, kann vorsichtig vermutet werden, dass er selbst ursprünglich von dort stammte und bei mehr oder weniger nahen Verwandten unterkam.

1880 beschloss der inzwischen 86jährige Greis, seine Landwirtschaft, mit knapp 5 Hektar Nutzfläche nicht gerade klein, aufzugeben:

„Montag, den 12. d. Mts. […] lasse ich verziehungshalber meine sämtlichen aufstehenden Früchten im öffentlichen Meistgebot verkaufen […]. Dann werden meine ganzen Grundstücke […] in der Gesamtgröße von circa 18 Morgen zum Verkauf ausgesetzt. Elspe, 5. Juli 1880. Joh. Franz Huster.“193

Weit verzogen sein wird er nicht, vielleicht wegen Pflegebedürftigkeit zu Angehörigen oder Bekannten innerhalb des Kreises Olpe, wo er dreieinhalb Jahre später verstarb:

„24. Dez. [1883], Olpe. Heute morgen wurde der 89jährige Veteran Herr Kanzlist Huster unter dem Ehrengeleite des hiesigen Kriegervereins zur letzten Ruhe bestattet. Der Verstorbene war der letzte bisher hier noch lebende Veteran unserer Stadt.“194

Carl Wilhelm Keller – der Geschäftspartner

Zwar, soweit bekannt, nicht mit Albrecht Melsbach verwandt, aber anscheinend „fast zur Familie gehörend“, verdient Freund Keller hier noch einige Bemerkungen.

Keller war als Junggeselle nach Siegen gekommen; hier heiratete er am 12. Oktober 1852 die sieben Jahre jüngere Helene Wilhelmine Blecher.195 Wie üblich, füllte sich das Haus mit einer rasch wachsenden Kinderschar: 19. Juli 1853 Anna Wilhelmine Jacobine196, 2. Januar 1855 Pauline Caroline197, im Frühjahr 1857 Anne Marie Amalie (die schon am 4. August des nächsten Jahres starb198), am 4. Januar 1869 Johann Heinrich Friedrich August199 und am 23. November 1861 Anna Magdalene Amalie.200 Letztere starb am 25. August 1917 als Witwe des Kaufmanns August Friedrich Karl Söhnge.201 Die beiden anderen Töchter heirateten den Kaufmann Heinrich Robert Schuß (nacheinander, 1875 und 1891)202; Caroline starb schon am 23. April 1890203, die Schwester am 16. Juli 1920.204 Kellers Ehefrau war am 14. August 1873 im Alter von 47 Jahren gestorben.205

Sohn August scheint, nach einem nur kurzen Gastspiel an der Siegener Realschule206, den Beruf seines Vater erlernt zu haben. Am 1. August 1886 eröffneten die Kellers am Bismarckplatz207 eine unter Leitung Augusts stehende Filiale des Kellerschen Geschäftes.208 Carl Wilhelm zog sich Anfang der 1890er Jahre altersbedingt in den Ruhestand zurück und gab das Stammhaus in der Marburger Straße auf.209 Dass er in Siegen ein beliebter Kaufmann gewesen war und die kleinen Freuden des Lebens zu schätzen wusste, zeigt diese Zeitungsnotiz anlässlich seines achtzigsten Geburtstags 1898:

„Einer der ältesten Bürger unserer Stadt, Herr Juwelier C. W. Keller, feierte am gestrigen Tage, frisch an Geist und rüstigen Körpers, seinen achtzigsten Geburtstag. Der Herr Jubilar, welcher sich um die Entwickelung des Siegener Turnvereins, dessen Mitbegründer er war, sehr verdient gemacht hat, ist der älteste Stammgast im Hotel Koch am Markt. Durch eine Abordnung des Stammtisches wurde ihm deshalb ein schöner Blumenkorb überreicht, der mit Früchten reich verziert war und außerdem eine stattliche Anzahl mit dem Safte der edelsten deutschen Frucht, des Weinstockes, gefüllter Flaschen enthielt. Mögen sie dem Herrn Jubilar wohl bekommen und derselbe noch recht oft in der bisherigen Rüstigkeit seinen Geburtstag feiern!“210

Noch sechs weitere Jahre lang konnte sich Carl Wilhelm Keller am Rebensaft erquicken. Er starb am 6. September 1904211, eine Woche vor seinem 86. Geburtstag. Sein Sohn und Geschäftsnachfolger August überlebte ihn um 25 Jahre.

Wie Albrecht Melsbach die Fotografie, so entdeckte auch Carl Wilhelm Keller ein originelles Spezialgebiet, dem er sich – wenngleich nur neben seinem Handelsgeschäft – widmen konnte: die Zahntechnik. Dazu angeregt wurde er vermutlich durch den zwischen Dezember 1858 und November 1862 etliche Male in Siegen gastierenden „Hofzahnarzt Sr. Durchlaucht des Fürsten von Waldeck und Pyrmont“ H. Brandt aus Arolsen. Dieser pflegte gewöhnlich im Hotel „Zum goldenen Löwen“ abzusteigen und dort zu praktizieren – außer im November 1859, als er in Kellers Wohnung logierte. Einige Monate danach bot dieser den Siegenern erstmals an:

„Einsetzen aller Art künstlicher Zähne von den neuesten und besten Substanzen.“212

Als Goldschmied dürfte ihm die handwerkliche Seite dieses Gewerbes keine Schwierigkeiten bereitet haben, und die notwendigen medizinischen Grundkenntnisse hatte ihm sicherlich Dr. Brandt in den Tagen seines Aufenthalts in Kellers Wohnung vermittelt. Nicht wenige Einwohner Siegens werden es als Gewinn betrachtet haben, nun einen kundigen Praktiker ständig in ihrer Mitte zu wissen und nicht bei jedem dental-technischen Problem auf die sporadisch durchreisenden medizinischen Experten warten zu müssen. Für Keller sollte indes die orale Prothetik nie eine solche Priorität erlangen wie für Melsbach die Fotografie. Vorrangig blieb er Juwelier und Optiker. Seine kleinen Annoncen „Für Zahnleidende“ erschienen nur über einen Zeitraum von etwa zwei Jahren, wobei allerdings zu vermuten ist, dass sich in Siegen eine seltene Dienstleistung wie diese auch ohne häufiges Inserieren schnell herumsprach. Kellers Angebot wurde nach ungefähr einem Jahrzehnt obsolet, als sich zur gleichen Zeit ganz unabhängig voneinander zwei Dentisten in Siegen zu etablieren beschlossen. Der eine, Gottlieb Kraiker, kündigte sein Kommen im Sommer 1871 an, versäumte dabei nicht, auf ein mehrere Semester umfassendes Studium der Zahnmedizin in Berlin hinzuweisen, und eröffnete seine Praxis am 3. August.213 Jedoch verließ er Siegen 1873 schon wieder (anscheinend in Richtung Kreuznach). Der andere, Otto Beitlich aus Breslau, ließ sich genau zwei Tage vor Kraiker in der Stadt nieder und fand zunächst provisorisch Aufnahme in der Wohnung Carl Wilhelm Kellers.214 Beitlich nannte sich nicht „Zahnarzt“, sondern „Zahnkünstler“ – ein sicheres Indiz dafür, dass er keine akademische Ausbildung genossen hatte, wofür er mit seinen kaum über 20 Lebensjahren215 ohnehin zu jung gewesen wäre. Nach mehrmaligen Umzügen eröffnete er 1878 eine neue Praxis in der Koblenzer Straße. Diese übernahm 1900 Sohn Arthur, der sich in seinen Inseraten durchgängig „Amerikanischer Zahnarzt“ nannte und den obskuren Titel „Dr. chir. dent.“ führte. Interessant machen wollte er sich damit keineswegs, sondern sah sich in Preußen aus rechtlichen Gründen zu solcher Präzisierung gezwungen: Wie zuvor schon seinem Vater, fehlte auch ihm die medizinische Ausbildung nach deutschen Standards; er war Abgänger eines der seinerzeit zahlreichen und nicht immer gut beleumundeten „German-American Dental Colleges“ (nämlich des besonders berüchtigten in Chicago216). Immerhin konnte sich die „Praxis Beitlich“ bis zu Arthurs Tod 1945, also insgesamt 74 Jahre lang, in Siegen halten; auffallend unprofessionell werden die beiden Inhaber demnach nicht gearbeitet haben.

1 Georg Hackstein, Historische Fotografie im Siegerland, Siegen 1995.

2 Einige kleine Fehler sollen hier unkommentiert bleiben.

3 Karl Münnich, 150 Jahre Photographie im Siegerland: Rückblick auf eine Ausstellung im Rathaus der Stadt, in: Siegerland 67 1990), S. 21-29. Münnich (1912-2011) war ein Schwiegersohn des Siegener Fotografen Paul Schmeck und nach dessen Tod bis 1978 Geschäftsführer der von Schmeck gegründeten Meteor Apparatebau GmbH.

4 Ein älteres Beispiel: Lothar Irle, Schon früh kamen die ersten „Knipser“ zu uns, in: Siegener Zeitung vom 17.01.1969, Nachdruck in: Unser Heimatland 37 (1969), S. 10-12. Ein aktuelleres: Raimund Hellwig, Stillhalten für die Ewigkeit, in: Siegener Zeitung vom 10.05.2025, S. 33.

5 Münnich (wie Anm. 3), S. 21.

6 Anzeige in: Intelligenzblatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 18.01.1856.

7 Helmut Gernsheim, Lewis Carroll: Photographer, New York 1969, S. 5.

8 Ebenda, S. 37.

9 Ebenda, S. 5.

10 Deutsches Bürgerblatt und Intelligenzblatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen jeweils vom 26.04. und 10.5.1844

11 Denkbar wäre hier etwa der Mechaniker und Optiker Moritz Ferdinand Schadewell, welcher ab Mitte der 1840er Jahre ein Daguerreotypie-Atelier in Dresden betrieb – was aber hier nicht als ernsthafte Hypothese geboten werden soll.

12 Intelligenzblatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 14.06.1844. Eine Erinnerung an seine baldige Abreise (nun mit korrekter Namensschreibung) erschien ebenda am 12.07.1844.

13 150 Jahre IHK Limburg, Fulda 2015, S. 36.

14 Zur Geschichte des Gymnasiums zu Weilburg, Wiesbaden 1890, S. 33.

15 Intelligenzblatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 07.11.1845, S. 500.

16 Intelligenzblatt für die Provinz Oberhessen vom 15.07.1862, S. 220.

17 Intelligenzblatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 13.05.1851.

18 Olper Kreis-Blatt vom 02.08.1851.

19 Der hessische Volksfreund vom 05.08.1848, S. 166.

20 Anzeigeblatt für die Provinzialhauptstadt Gießen vom 10.07.1848, S. 508.

21Eberhardt’s Allgemeiner Polizei-Anzeiger (Dresden) vom 15.12.1860, S. 190.

22Jahresbericht der Höhern Bürger- und Realschule zu Siegen 11 (1848), S. 41.

23Jahresbericht der Höhern Bürger- und Realschule zu Siegen 22 (1859), S. 42.

24Familienbuch der Evangelischen Gemeinde Feldkirchen, 1540-1839, 1461.8 (zitiert nach https://gedbas.genealogy.net/person/show/1455217746).

25Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 03.02.1860, „Gestorbene in der Stadtgemeinde“.

26Peter Joseph Schneider, Fragmente aus dem Tagebuche, betreffend meine Methode: Menschen eines jeden Alters und Geschlechts von dem Uebel des Stotterns […] dauerhaft zu befreien, Bonn 1835, S. 124.

27Intelligenzblatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 23.07.1858.

28Familienbuch Feldkirchen, 1840-1899, 1155.

29Neuwiedische Nachrichten vom 19. und 23.06.1846.

30Bei ihrem Tod in Siegen am 29.09.1853 soll sie „33 Jahre und 4 Monate“ alt gewesen sein.

31Aus späteren Daten zu folgern.

32Neuwieder Intelligenz- und Kreisblatt vom 25.02.1847.

33Neuwiedische Nachrichten vom 26.04.1850.

34Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 30.04.1852.

35Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 02.09.1853.

36Neuwiedische Nachrichten vom 16.05.1851.

37Neuwiedische Nachrichten vom 18.05.1851.

38Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 16.03.1852. Sattlermeister Carl Sommer gehörte das Haus in der Marburger Straße 2.

39Ebenda.

40Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 16.09.1836.

41Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 11.08.1848.

42Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 07.12.1852. Zylinderuhren: Taschenuhren mit Zylinderhemmung.

43Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 12.04.1853.

44Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 02.09.1853.

45Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 07.10.1853.

46Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 12.05.1854.

47Ebenda.

48Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 22.05.1855.

49Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 20.05.1856.

50Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 18.01.1856.

51Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 29.01.1856.

52Jahresbericht der höhern Bürger- und Realschule zu Siegen 16 (1853), S. 16.

53Zuvor hatte sich jahrelang und exklusiv der Apotheker Gerlach Musset dieser Aufgabe gewidmet, stand aber nach seinem altersbedingten Wegzug aus Siegen für die Schule nicht mehr zur Verfügung.

54Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 15.06.1860.

55Neuwiedische Nachrichten vom 03.06.1846 und öfter.

56Neuwiedische Nachrichten vom 28.04.1848.

57Neuwiedische Nachrichten vom 09.05. und 16.05.1848.

58Neuwiedische Nachrichten vom 23.06.1846.

59Neuwiedische Nachrichten vom 19.12.1848.

60Neuwiedische Nachrichten vom 22.06.1849. Wischmann scheint wenig später nach Elberfeld (damals schon knapp 40.000 Einwohner) gezogen zu sein.

61Neuwiedische Nachrichten vom 30.05.1849.

62Patentrechtliche Kapriolen standen der Verbreitung von Talbots Verfahren längere Zeit im Wege, aber natürlich eigneten sich experimentierfreudige Fotografen im Ausland, sobald sie die Grundlagen kannten, dieses gern auf ihre persönliche Weise an. Der frühe Foto-Pionier Alois Löcherer in München etwa „hat die Erzeugung von Lichtbildern auf Papier zu seinem besonderen Studium gemacht. […] Ich bin geneigt, mein Verfahren denen, welche sich dafür interessieren, gegen ein Honorar von 10 Fl. franco Einsendung zu offeriren“, wie er in einer breit gestreuten Anzeige mitteilte (hier zitiert nach: Kölnische Zeitung vom 05.07.1847).

63Kölnische Zeitung vom 25.11.1852.

64Siehe die Bibliographie „Deutsche Photo-Literatur 1839-1869“, in: James E. Cornwall, Die Frühzeit der Photographie in Deutschland 1839-1869, Herrsching/Ammersee 1979, S. 148-153.

65Digitalisiert verfügbar: https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/89060/1

66Ich danke Frau Dr. Bettina Goetze, ehemals Leiterin des Optik Industrie Museums Rathenow, für die Auskunft.

67Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 18.01.1853.

68Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 20.01.1854.

69Siehe Gernsheim (wie Anm. 7), S. 5

70Protokollbuch des Gemeinderates. Stadtarchiv Siegen: Bestand C / Nr. 3324, S. 185.

71Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 16.05.1856.

72Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 04.04.1856.

73Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 15.02.1856.

74Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 20.07.1860.

75Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 15.08.1856, 28.09.1858 und 26.08.1859.

76Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 16.10.1857.

77Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 14.10.1856.

78Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 16.12.1856.

79Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 05.05.1857.

80Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 11.09.1857.

81Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 22.01.1858.

82Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 28.09.1858.

83Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 23.11.1858.

84Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 06.05.1859.

85Hotel Zum goldenen Löwen.

86Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 19.04.1859.

87Es handelte sich um die Häuser mit den Nummern 148 (Hotel) und 150 (Witwe Jung) nach damaliger durchgehender Zählung. Die ungerade Nr. 149 lag auf der gegenüberliegenden Straßenseite.

88Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 03.05.1859.

89Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 11.11.1859.

90Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 03.02.1860.

91Stadtarchiv Siegen: Best. 704 / Fotodokumentation Nr. Fo 2447.

92 Die „Listen sämtlicher Zivileinwohner im Magistratsbezirk Siegen“ (Stadtarchiv Siegen: Bestand C) verzeichnen außer dem Ehepaar Melsbach und den Kindern keine weiteren Personen in ihren jeweiligen Wohnungen. Mägde, Gesellen und andere Mitbewohner wären auf jeden Fall erfasst worden.

93 Von Charles L. Dodgson (Lewis Carroll) ist überliefert, dass er sich in der Öffentlichkeit grundsätzlich nur mit Handschuhen bekleidet zeigte, um die von der Dunkelkammerarbeit herstammenden hartnäckigen Hautverfärbungen zu verdecken.

94 Intelligenzblatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 03., 06. und 13.04.1860.

95 Intelligenzblatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 15.06.1860.

96 Intelligenzblatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 06.07.1860. In der selben Ausgabe und nochmals am 10.07. findet sich das Angebot „Ein geräumiges möblirtes Zimmer zu vermiethen bei Wittwe Melsbach“.

97 Intelligenzblatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 31.07.1860.

98 Intelligenzblatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 02.10.1860.

99 Rudolf Vogel, ca. 1827-1904.

100 Julius Wrede, aus Freudenberg stammend, 1858 bis 1866 Inhaber der früheren Posthoffschen Apotheke in der Kölner Straße.

101 Intelligenzblatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 23.10.1860.

102 Intelligenzblatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 27.01.1860.

103 Intelligenzblatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 28.02.1860.

104 Hackstein (wie Anm. 1), S. 5.

105 Intelligenzblatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 28.08.1860.

106 Siehe Erich Stenger, Zur Geschichte der Stereokamera, in: Blätter für Untersuchungs- und Forschungs-Instrumente 14 (1940), Nr. 2, S. 21.

107 Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 20.11.1860.

108 Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 05.10. und 09.11.1866.

109 Siegener Kreisblatt vom 07.09. und 10.09.1869.

110 Intelligenzblatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 20.11.1860.

111 Wahrscheinlich im Haus von Schneidermeister Conrad Reuter, Pfarrstraße 186.

112 Intelligenzblatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 22.07.1853.

113 Intelligenzblatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 24.08.1849.

114 Intelligenzblatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 09. und 13.02.1866.

115 Intelligenzblatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 14., 18. und 21.04.1871.

116 Intelligenzblatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 14. und 21.05.1881.

117 Liste sämtlicher Zivileinwohner im Magistratsbezirk Siegen 1864. Stadtarchiv Siegen: Bestand C / Nr. 418. Die Listen wurden alle drei Jahre erstellt; Jahrgang 1861 fehlt leider im Stadtarchiv.

118 Liste sämtlicher Zivileinwohner im Magistratsbezirk Siegen 1858. Stadtarchiv Siegen: Bestand C / Nr. 417.

119 Jahresbericht der Realschule erster Ordnung zu Siegen 33 (1870), S. 23.

120 Jahresbericht der Realschule erster Ordnung zu Siegen 39 (1876), S. 28.

121 Siegener Zeitung vom 01.05.1875.

122 Siegener Zeitung vom 08.07.1876.

123 Sterberegister 1881, Stadtarchiv Siegen: Best. 2 / Personenstandsunterlagen, Si-S, Nr. 9. siehe auch Siegener Zeitung vom 05.02.1881.

124 Siegener Zeitung vom 10.02.1883.

125 Adressbuch für die Stadt und den Kreis Siegen 1890 und 1891.

126 Sterberegister 1892. Stadtarchiv Siegen: Best. 2 / Personenstandsunterlagen, Si-S, Nr. 20.

127 Adressbuch für die Stadt und den Kreis Siegen 1895/96.

128 Sterberegister 1905. Stadtarchiv Siegen: Best. 2 / Personenstandsunterlagen, Si-S, Nr. 33. Siehe auch Siegener Zeitung vom 07.12.1905.

129 Siegener Zeitung vom 03.12.1926.

130 Siegener Zeitung vom 13.07.1898.

131 Siegener Zeitung vom 19.01.1899.

132 Siegener Kreisblatt vom 01.08.1871.

133 Siegener Zeitung vom 03.09.1909.

134 Siegener Zeitung vom 07.09.1918.

135Liste sämtlicher Zivileinwohner im Magistratsbezirk Siegen 1840. Stadtarchiv Siegen: Bestand C / Nr. 405. Im Hause Vorländer waren zu der Zeit ein weiterer Lithograph, Ludwig Kerkhoff, und ein Schriftsetzer, Constantin Helmrath, gemeldet.

136 Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 17.04.1846.

137 Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 09.10.1846.

138 Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 17.09.1847.

139 Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 01.10.1847.

140 Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 16.02.1849.

141 Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 27.06.1849.

142 Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 28.03.1850.

143 Siehe unten.

144 Ausführliche Berichterstattung im Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirche vom 19.03., 23.03., 30.03., 06.04., 16.04., 07.05., 11.05. und 28.05.1852.

145 August Michel (1820-1900) hatte die Eröffnung einer „Lithographischen Anstalt“ im Juni 1845 ohne Angabe einer Geschäftsadresse angezeigt (Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 13. und 20.06.1845).

146 Insgesamt lagen dem Gericht als Beweismittel 1307 gefälschte Scheine à 5 Taler vor. Hier war also alles andere als ein Bagatell-Delikt zu verhandeln.

147 Intelligenzblatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 23.03.1852. Diese Untersuchung hatte zu keiner Anklage geführt, könnte aber für Wilhelm Montanus ein Grund gewesen sein, sich aus der gemeinsamen Firma zurückzuziehen.

148 Intelligenzblatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 28.05.1852.

149 Ebenda.

150 Intelligenzblatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirche vom 15.07.1864.

151 Die hier nicht ausführlicher zu erwähnende hagiographische Literatur über August „Ohm“ Michel kolportiert eine zwanzigjährige Haftstrafe und vorzeitige Entlassung am 04. Februar 1864. Anlässlich seiner Eheschließung 1866 wurde Michels Beruf als „Photograph“ angegeben (Intelligenzblatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirche vom 06.06.1866), was jedoch nur ein kurzes Zwischenspiel gewesen sein kann. Seinen Lebensunterhalt nach der Haftentlassung verdiente er sich hauptsächlich als Vertreiber frommer Traktate und als Laienprediger. In der Rolle des geläuterten Sünders, der im Zuchthaus zu Gott gefunden hatte, scheint er bei seinem erweckten Siegerländer Publikum großen Anklang gefunden zu haben.

152 Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 03.03.1864.

153 Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 03.05.1864.

154 Siegener Kreisblatt vom 01.09.1868.

155 Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 12.10.1866. Zur „National-Invaliden-Stiftung“ siehe Intelligenz-Blatt vom 25.09.1866.

156 Ausführlicher Bericht in: Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 05.10.1866.

157 Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 15.07.1864.

158 Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 06.10.1866.

159 Unter dem Vorbehalt, etwas Früheres übersehen zu haben: Die Siegener Zeitung scheint erstmals 1925 fotografisch illustriert worden zu sein.

160 Ein ausführlicher Bericht im Siegener Kreisblatt vom 10.06.1870.

161 Siegener Kreisblatt vom 14.06.1870.

162 Ebenda und Ausgabe vom 17.06.1870.

163 Siegener Kreisblatt vom 21., 25. und 28.05.1869.

164 Photographisches Jahrbuch (Wien) für 1876, S. 142.

165 Photographische Correspondenz 21 (1884), S. 294.

166 Sein Angebot „Täglich Milch“ in der Siegener Zeitung vom 22.01.1876 lässt vermuten, dass er sich auf seine alten Tage dem besinnlichen Leben eines Amateur-Landwirts zu widmen gedachte und zu diesem Zweck eine Kuh erworben hatte. Die heutige urbane Lage des Kampen kann leicht darüber hinwegtäuschen, dass hier, hinter dem Marburger Tor, die Stadt Siegen ursprünglich endete.

167 Siegener Zeitung vom 21.04.1877.

168 Quellenmäßig nicht nachweisbar; Angabe nach Münnich (wie Anm. 3) S. 25, wohl auf Familienüberlieferung beruhend.

169 Siegener Zeitung vom 06.08.1881.

170 Siegener Zeitung vom 20.10.1881.

171 Siegener Zeitung vom 06.06.1882.

172 Siegener Zeitung vom 10.09.1886.

173 Adreßbuch und Geschäfts-Anzeiger für den Stadtkreis Hagen i. W. 1887. Siehe auch mehrere Inserat Th. Husters in der Hagener Zeitung.

174 Siegener Zeitung vom 18.06.1889.

175 Siegener Zeitung vom 27.06.1891.

176 Adreßbücher Hagen 1891 und 1893; Hagener Zeitung vom 15.04.1893.

177 Siegener Zeitung vom 17.09.1891.

178 Siegener Zeitung vom 10.10.1897.

179 Siegener Zeitung 07.08.1897.

180 Adreßbuch der Stadt Krefeld 1910.

181 Dto. 1913, 1914, 1920.

182 Dto. 1926.

183 Jahres-Bericht des Realgymnasiums zu Siegen 48 (1885), S. 17.

184 Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Arnsberg, 46. Stück vom 14.11.1896, S. 641.

185 Siegener Zeitung vom 12.02.1914.

186 Eingabe Franz Husters bei der Bezirksregierung Arnsberg vom 26.10.1849. Stadtarchiv Siegen: Bestand C /Stadtverwaltung Siegen, Nr. 1233.

187 Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 17.04.1846.

188 Jahrgang 1852 der in dreijährigem Abstand erstellten „Listen sämtlicher Zivileinwohner im Magistratsbezirk Siegen“ liegt im Stadtarchiv nicht vor; in der nächsten von 1855 wird er nicht mehr aufgeführt.

189 Justiz-Ministerial-Blatt für die Preußische Gesetzgebung und Rechtspflege 25 (1868) Nr. 49 vom 25.12.1863.

190 Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Arnsberg 15. Stück vom 11. April 1868, S. 151.

191 Olper Kreis-Blatt vom 11.04.1868.

192 Beispielsweise ein Ackerwirt Johann Huster, erwähnt in: Amtsblatt der Königlich Preußischen Regierung in Arnsberg, Extrablatt zum 39. Stück vom 28.09.1839.

193 Sauerländisches Volksblatt vom 10.07.1880.

194 Sauerländisches Volksblatt vom 26.12.1883.

195 Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 26.10.1852.

196 Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 26.07.1853.

197 Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 06.02.1855.

198 Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 03.09.1858.

199 Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 29.03.1859.

200 Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 03.01.1862.

201 Siegener Zeitung vom 31.08.1917.

202 Siegener Zeitung vom 10.04.1875 und vom 17.10.1891.

203 Siegener Zeitung vom 26.04.1890.

204 Siegener Zeitung vom 17.07.1920.

205 Siegener Zeitung vom 19.08.1873.

206Jahresbericht der Realschule erster Ordnung zu Siegen 33 (1870), S. 23 und 34 (1871), S. 22.

207 Bis März 1885 Klubb-Platz, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Platz in Weidenau.

208 Siegener Zeitung vom 02.08.1886.

209 Siegener Zeitung vom 01.12.1891.

210 Siegener Zeitung vom 16.09.1898.

211 Sterberegister 1904. Stadtarchiv Siegen: Best. 2 / Personenstandsunterlagen, Si-S, Nr. 32.

212 Intelligenz-Blatt für die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen vom 06.03.1860.

213 Siegener Kreisblatt vom 20.06., 28.07. und 01.08.1871.

214 Siegener Kreisblatt vom 25.07. und 04.08.1871.

215 Er starb 1900 im Alter von nur 51 Jahren. Siegener Zeitung vom 31.07.1900.

216 Ein interessantes Thema, auf das hier jedoch nicht ausführlicher eingegangen werden kann.